Freitag, 18. Januar 2013

Das Speibsackerl der Kalenderwoche 3


Was mit grossem Tamtam angekündigt wurde, entpuppte sich als "Tool little, too late". Lance Armstrong mochte im Interview mit Oprah Winfrey nicht einmal alles zugeben, was ihm die USADA nachgewiesen hat. Für diese verpasste Chance verdient er sich ein Speibsackerl.


Im Vorfeld des Interviews, in dem Lance Armstrong erstmals Stellung zu den Vorwürfen der USADA beziehen wollte, waren die Erwartungen gross: Würde der gefallene Radsport-Held über sein Umfeld auspacken, über jene, die seinen Jahrhundert-Betrug überhaupt erst ermöglicht hatten? Über die Ferraris, Celayas, del Morals, Bruyneels, Weisels, Verbruggens und McQuaids? Würde er sich bei den Leuten entschuldigen, die er öffentlich durch den Dreck gezogen hatte, den Walshs, Landis, Hamiltons, Kimmages, O'Reillys, Simeonis, Bassons, Andreus und wie sie noch alle heissen?


Nach eineinhalb Stunden Gelaber, das ich mir nicht in voller Länge angetan habe und das auch keine LIVE-Ausstrahlung war (das Interview wurde am Montag aufgezeichnet und erst in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ausgestrahlt, ein dicker Schönheitsfehler), zeigten sich all jene zufrieden, deren Karriere nach einem vollumfänglichen Geständnis Armstrongs wohl zu Ende wäre. Seine Ermöglicher und Komplizen eben. Anders diejenigen, welche die hässliche Fratze des Kontrollfreaks Armstrong zu sehen bekommen hatten. Das lässt für mich nur einen Schluss zu: Da hat einer ein höchst unvollständiges, nur seine eigene Person betreffendes Geständnis abgelegt. 

Traute Zweisamkeit mit Oprah - nicht im Bild: Armstrongs Juristen-Team,
das während der Aufzeichnung des Interviews sehr wohl im Raum war. 

Und dabei Einblicke in die Abgründe seiner Parallelwelt geboten, als er bekundete, er habe sich damals nicht schuldig gefühlt und das Doping nicht als Betrug gesehen. Daher ist für mich auch klar: Eine Reduktion der lebenslangen Sperre kommt auf Grund dieses Interviews nicht in Frage. Armstrong hat nach wie vor nichts mehr an Rennen zu suchen. Vielmehr sollte er in den anstehenden Verfahren gegen Johan Bruyneel und Doktor Celaya gezwungen werden, unter Eid auszusagen. Im Grunde ist er jetzt schon der Falschaussage unter Eid überführt und damit ein Kandidat für den Knast. 

Das Wahrheitsserum hat nicht gewirkt. Way to go, Lance!

Diesen Hebel müssen die Behörden nutzen, um Armstrong unter Druck zu setzen. Erst wenn die Daumenschrauben angezogen werden, wird das volle Ausmass seiner Manipulation klar werden. Und erst dann bietet sich die Chance zu einem echten Neuanfang. Lance Armstrong hat eine grosse Chance bekommen. Weil er nicht aus seiner Haut konnte, hat er sie leichtfertig verstreichen lassen. Höchste Zeit, dass dafür gesorgt wird, dass er für seine Verfehlungen finanziell büsst. Und wenn er wie Marion Jones für ein halbes Jahr hinter Gitter muss, hätte ich auch nichts dagegen. Vielleicht wird ihm dann endlich klar, wie wenig er noch zu verlieren hat und wie viel er einem Sport schuldet, den er in seinen Grundfesten pervertiert hat.

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