Mittwoch, 17. Oktober 2012

Snapshots aus Sardinien


Abgesehen vom Ärger um das verhühnerte Gepäck war Sardinien den Kurztrip Wert: Wärme, Sonne und eine Ausfahrt mit Bikes am Samstag Nachmittag standen auf der Habenseite, und dann war da noch der Strand.

Mein Aufenthalt auf Sardinien war nur kurz: Während 38 Stunden weilte ich im Club Hotel Torre Moresca in Orosei, dazu kam noch die Zeit am Flughafen Olbia und der Transfer von und zu selbigem, wofür insgesamt nochmals 5 Stunden drauf gingen. Aber das Programm des "X-Project"-Presscamps von Pearl Izumi schaffte es, einiges in diese 38 Stunden hinein zu packen.

Darum ging es: Pearl Izumis neuer Mountainbike-Schuh "X-Project 1.0".

Nach dem informellen Treffen mit den Leuten von Pearl Izumi und einigen mir bereits bekannten Bike-Journalisten beim Abendessen und an der Bar am Freitag ging es am Samstag so richtig los. Nach dem Frühstück begann die Präsentation der neuen Schuhe um 9:30 Uhr - wobei dieser Termin etwas strapaziert wurde. Im neuen "X-Project"-Schuh von Pearl Izumi stecken tatsächlich einige interessante Neuentwicklungen, und die sollten in Orosei nicht nur ausführlich erläutert, sondern auch im Gelände erfahren und erlaufen werden. Richtig, erlaufen. Denn die neuen Schuhe bieten deutlich mehr Laufkomfort und Trittsicherheit als andere, rennorientierte Modelle mit supersteifer Carbon-Sohle.

Journalisten aus (vorne, von links) Irland, Italien, England (x 2) sowie (hintere Reihe, von links) 
Portugal, Schweden und Norwegen bei der Anprobe.

So bekamen alle Journalisten ein Paar "X-Project"-Schuhe in die Hände gedrückt. Weil der Leisten klein ausfällt, musste ich zur Grösse 44 greifen, aber die passt wie angegossen. Nach einer ausführlichen Photo- und Frage-Session im Freien und einem Kurzfilm zum Sinn anatomischer, anpassbarer Einlegesohlen ging es zum Mittagessen - im Wissen, dass es bald in den Sattel ging. Angesichts des Buffets fiel es mir aber schwer, mich zurück zu halten.

Auch bezüglich der passenden Socken zu den Schuhen hat sich Pearl Izumi nicht lumpen lassen.

Für Radschuhe und passende Socken war gesorgt, meinen Helm und die Sportbrille hatte ich auch dabei, da die ins Kabinengepäck gehören. Blieb noch der - naja, der Rest halt. Der deutsche Shimano-Vertrieb Paul Lange half mir mit einem Set hochwertiger Radbekleidung aus. Einem rennorientierten, hautengen Lycra-Unding, zu allem Übel in Weiss. Aber da musste ich durch…

Die Begeisterung über das geliehene "Not-Tenue" steht mir ins Gesicht geschrieben.

Als es auf Testfahrt ging, schaltete ich schnell und konnte mir so ein wirklich leckeres, vollgefedertes Bike mit viel Federweg sichern. Andere mussten mit nicht wirklich feschen Hardtails Vorlieb nehmen. Die Ausfahrt mit dem Guide von "Bike Sardinia" erwies sich dann aber als zahme Sache, die auch Hardtails nicht an Grenzen brachte: Der Guide führte uns in ein privates Ausflugsgelände mit Meeranstoss, Felskuppen, Wald und einem dichten Wegnetz. 

Der Entwickler des Schuhs (Tony Torrance, links) und der erste Testfahrer (Bikelegende Brian Lopes). 

Manche der Anstiege waren wegen des rutschigen Untergrunds zwar schweisstreibend, aber die Wege blieben breit und zwangen nur selten zu einer exakten Linienwahl - es sei denn wegen Dornbüschen am Wegesrand. Auch die Abfahrten waren eher schnell, staubig und rutschig als knifflig. Dafür bot sich einmal eine schöne Aussicht aufs Mittelmeer.

Blick in Richtung Meer - das Lycra-Tenue von Ilkka sorgt für eine Bildstörung.

Gruppenbild mit Guide, Journalisten, Product Manager und Bikelegende.

Nach einigen Runden mit der ganzen Gruppe (und einigen Zwischenstopps, weil Leute verloren gegangen waren und sich Nigel aus England auf die Schnauze legte) kam die Frage, ob jemand mit GPS eine etwas grössere Schlaufe weiter weg von der Küste fahren wolle. Nur Norman von der WOMB, Tony als Entwickler der neuen Schuhe und ich hatten Bock, und so setzten wir uns zu Dritt in Richtung Berge ab, wieder auf einem breiten Fahrweg mit rutschigem Untergrund. 

Autsch: Weil er als Brite normalerweise die Hinterbremse rechts am Lenker hat,
katapultierte sich Nigel über den Lenker - if you want blood, you got it!

Je weiter wir den Fahrweg hochkurbelten, desto dunkler wurden die Wolken. Von echten Singletrails war nichts zu erkennen, auch nicht, als Norman und Tony auf einen Felsen kletterten, um eine etwas bessere Aussicht zu haben. Und nach einer Weile setzte dann auf einem kleinen Zwischenplateau Regen ein. Da ich keine Regenjacke dabei hatte (die steckte wie all meine Bike-Klamotten in der verloren gegangenen Sporttasche), war für mich der Fall eh schon klar, und auch die anderen beiden hatten keine Lust, in den Regen hinein zu fahren.

Schönes Unkraut: So sieht es aus, wenn Efeu im Oktober auf Sardinien blüht.

Also verstaute ich die Kamera im Rucksack von Tony, und gleich danach flitzten wir zurück den Berg hinunter. Der Regen hörte nach kurzer Zeit wieder auf. Nach einer staubigen Abfahrt, die ich ohne Handschuhe und mit rutschigen Griffen nicht wirklich geniessen konnte, radelten wir wieder in der Sonne über die Nebenstrasse zurück zum Hotel, gaben die Testräder zurück und verschwanden danach unter der Dusche. 

Längst nicht alle waren am Sonntagmorgen fit genug, um sich in den Sattel zu schwingen.
Mir fehlte nach der Sause vom Vorabend nicht nur die Energie, sondern auch die Zeit.

Wie ich aus der Dusche kam, schüttete es bereits wie aus Kübeln. Kein Problem, die Terrasse der Hotelbar ist zum Teil überdacht, so dass wir uns im Trockenen ums Rehydrieren kümmern konnten. Abends wartete ein Sardisches Buffet mit Spanferkel, anderen Schweinereien, Schafkäsereien und Rotwein. Draussen regnete es noch immer, aber das war kein Problem. Denn es folgte die Abschluss-Party des Herbst-Camps von Shimano Deutschland, mit Aussendienstlern und eingeladenen Fachhändlern. Und eben auch 15 durstigen Journalisten. Das hiess für alle Freibier und dauerte bis lange nach Mitternacht. Genauer bis um 3 Uhr in der Früh. 

Am nächsten Morgen wurde es entsprechend etwas später, und der Shuttle zurück zum Flughafen war schon für 10:45 Uhr geplant. So reichte die Zeit nach dem Verlassen des Hotelzimmers noch, um einen kurzen Spaziergang zum Strand der Hotelanlage zu machen und aufs Mittelmeer hinaus zu gucken - die Badehose wartete schon am Flughafen, haha.

Panoramabild vom Strand in Orisei, mit tiefstehender Morgensonne.

Fast wie von einem anderen Stern: Seltsames Gewächs mit Fruchtknollen.

Und noch so eine komische Pionier-Pflanze mit bohnenähnlichen Fruchtständen.

Auf der Suche nach passenden Motiven für die Makro-Funktion der Fuji FinePix X10 stiess ich auf einige interessante Pionier-Pflanzen, die sich am Strand behaupteten. Und die an diesem Morgen ihr Können demonstrierten, die Regentropfen der vergangenen Nacht zu sammeln und für sich nutzbar zu machen. Ein dankbares Photo-Sujet. 

Wasser ist Leben - und die Pionierpflanzen am Strand
verschenken darum keinen Tropfen des kostbaren Nasses.


Auch die anschliessende, rund einstündige Bus-Fahrt von Orisei nach Olbia hätte noch einige Motive hergegeben, aber die Scheibe war etwas arg schmutzig, um Schnappschüsse aus dem Bus zu machen. Sardinien war schön - und mit genügend Distanz zum Ärger rund um An- und Rückreise auch "die Reise Wert".

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