Dienstag, 3. Juli 2012

Tag 4: Regen, Schlamm und (m)eine Krise

Am ersten Tag des Enduro Camps von e*Thirteen und The Hive machte der Regen nur kurz Pausen. Zwischen den morgendlichen Produktpräsentationen und dem spät servierten Mittagessen brachte ich es dennoch auf fünf Abfahrten, aber am Nachmittag zogen mir Regen, Schlamm und Kälte den Zahn.

Es gibt angenehmeres, als in den Bergen zu sein, wenn eine Unwetterfront über die Region hinweg zieht. Wie ich am Montagmorgen in les Gets die Vorhänge zurück zog und nach draussen blinzelte, sah ich Regen und tiefhängende Wolken. Davon unbeeindruckt, machte ich mich auf zum Frühstück und der folgenden Produktpräsentation. Die war durchaus knapp, so dass wir und schon kurz nach zehn Uhr zum Testfahren umziehen konnte.

Todd und Joel von e13 und Fabien Barel bei der Präsentation.

Weil den Veranstaltern ein Werkzeug fehlte, um die alte Kurbel an meinem Rocky Mountain Switch zu demontieren, musste ich mit dem Test der neuen Laufräder von e*Thirteen begnügen. Dafür begaben wir uns zu einem Sessellift, dessen Talstation in Blickweite des Hotels lag. Bald schwebten wir im zu dieser Zeit nur leichten Regen bergan. Und fanden eine sehr flowige Abfahrt, die unterm Lift verlief und eine Menge Steilwandkurven und Sprünge zu bieten hatte.

Dank einem Freilaufmechanismus mit 60 Klinken (aussen 6, innen 10) machen die
voluminösen e13-Naben einen ganz speziellen Sound - herrlich!

Was auf der Strecke nicht zu finden war: Wurzeln. Und das war bei diesem Wetter durchaus willkommen, weil Wurzeln bei Nässe bekanntlich so gut wie keinen Halt bieten und daher tückisch sind. Ich brauchte drei Abfahrten, bis ich die Strecke so weit im Griff hatte, dass ich alle Kurven erwischte. Besonders eine Passage, in die man über eine Kante blind reinsprang und dann rechts halten musste, ging sagenhafte drei Mal in die Hose. Und daran waren nicht nur das rutschige Geläuf und die schlechte Sicht durch die dreckverspritzte Goggle schuld.

In les Gets wird buchtäblich bei jedem Wetter gefahren - wie die Kolonne am Lift zeigt.

Die folgenden beiden Fahrten waren dann nochmals richtig schnell, und ich konnte von oben bis unten durchziehen. Aber in einer Kurve hätte ich mich auch um ein Haar hingelegt, weil das Vorderrad im Anlieger zu rutschen begann. Irgendwie konnte ich das Bike abfangen und mir danach Spare Ribs, Poulet, Salat und Kartoffeln gönnen. Zu diesem Zeitpunkt schien sich das Wetter sogar zu bessern: Die Sonne drückte durch den Wolkendeckel, die Temperaturen stiegen. Aber kaum dass wir nach dem Mittagessen wieder loszogen, setzte der Regen wieder ein.

Dreckspatz: Portrait nach fünf Abfahrten vor dem Mittagessen

Diesmal standen schwierigere, mit Wurzelfeldern gespickte Trails an, und das in einer grössseren Gruppe unter Leitung von Fabien Barel. Bloss: Meine Goggle verschmutzte im nun stärker werdenden Regen noch schneller, was die Sicht weiter verschlechterte. Ohne Brille zu fahren war mit den Kontaktlinsen leider keine Option, und zudem fand ich mit den durchnässten und schlammigen Handschuhen auch kaum noch Halt an den Lenkergriffen. Prompt baute ich ausgangs einer Kurve einen harmlosen Sturz, den ersten in den Tagen in Portes du Soleil.

Impression aus les Gets: Schlammiges Bike vor den Portraits französischer Bike-Stars.

Eigentlich klatschte nur mein Bike in den Schlamm, ich selbst konnte mich mit drei Ausfallschritten retten und im Glibberschlamm  knapp auf den Beinen halten. Aber dieser Sturz verdarb mir für den Moment den Spass: Ich war nicht mehr in meiner Komfortzone unterwegs, fror in dem windigen Regenwetter und wollte nur noch die dreckigen Klamotten loswerden und unter die Dusche. Also meldete ich mich beim Guide unserer Gruppe - kein geringerer als der ehemalige Downhill-Weltmeister Fabien Barel - ab und machte mich auf den Rückweg.

So eine e13-Kurbel inklusive Kettenführung hätte ich auch gerne getestet...

Um das Hotelzimmer nicht zu schänden, zog ich die schlammigen Klamotten draussen auf dem Balkon aus - und hängte sie nach dem Duschen zum "Trocknen" (was angesichts der hohen Luftfeuchtigkeit eh illusorisch war) in die Duschkabine. Frisch geduscht, fand ich die nötige Zeit, um die bereits geschossenen Bilder zu bearbeiten, während der Regen draussen immer stärker wurde. Entsprechend eingesaut war der Rest der Gruppe, als sie von ihrer Ausfahrt zurück kehrte. Und jeden hatte es mindestens einmal hingelegt, weil Barel mit ihnen auf verwinkelte, sausteile Wurzeltrails abgebogen war, die nicht einmal zum Bikepark gehören.

... aber in der der Freiluft-Werkstatt war man nicht auf ISIS-Kurbeln und Innenlager vorbereitet.

Ich war froh, mir das nicht gegeben zu haben, schliesslich stehen noch einige Termine in diesem Monat an, bei denen eine Verletzung sehr unpraktisch wäre. Wie es der Zufall wollte, setzten sich mit Joel, Todd und Charlie gleich drei Vertreter von e*Thirteen fürs Abendessen an meinen Tisch. War witzig, mit den Jungs mal nicht über die aktuellen Produkte zu quatschen - zumal Joel die vergangenen zehn Jahre in Taiwan verbracht hat und damit ein Gesprächsthema gegeben war.

Doppelt gemoppelt: Am verregneten Montag musste ich mein Switch gleich zwei Mal waschen.

Ehe wir es uns versahen, war es bereits wieder elf Uhr - und ja, es regnete noch immer, und das nicht zu knapp. Nach einigem Smalltalk mit einem Rudel Italiener machte ich mich kurz nach Mitternacht auf den Rückweg. Der Regen hatte nun nachgelassen, was mich für den kommenden Tag hoffen liess. Als auf Eurosport die Tageszusammenfassung der Tour-Etappe lief, konnte ich meine Augen kaum noch offen halten, und so schaltete ich den Fernseher vorzeitig ab, um genügend Schlaf einzuziehen und so die Batterien für den Dienstag neu zu laden.

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