Donnerstag, 29. März 2012

Leicht und breit

Während meines jüngsten Taiwan-Aufenthalts drückte mir ein Kumpel als Präsent einen breiten Carbon-Lenker in die Finger. Inzwischen hab ich am Teilchenbeschleuniger die passenden Teile gefunden, um diesen Lenker auch an eins meiner Mountainbikes zu schrauben.

Als ich am Tag meiner Rückreise in die Schweiz durch die Fertigung des Carbon-Spezialisten Mekkem Parts geführt wurde, drückte mir mein Kumpel Marvin einen überbreiten Carbon-Lenker in die Finger. Frisch aus der Produktion und bereits lackiert, aber noch ohne Aufkleber einer Marke. Bevor er mir den Lenker überreichte, musste dieser noch den hauseigenen Belastungstest ohne Probleme bestehen.

Nein, mein RM Switch braucht keinen neuen Lenker - da steckt schon ein 780mm-Geweih dran.

Das Teil passte gerade so in meinen grossen Koffer: 740mm breit und dabei nur 140 Gramm schwer, eine beeindruckende Kombination. Bloss: Das Klemmmass dieses breiten Carbon-Lenkers beträgt - wie bei allen neuen Lenkern üblich - 31.8mm. Und nicht 25.4mm wie bei zwei meiner drei Mountainbikes. Also musste ein neuer Vorbau her (das hat nichts mit Silikon-Implantaten zu tun, der Vorbau ist am Fahrrad das Teil, welches Lenkachse und Lenker miteinander verbindet), um diesen Lenker auf mein Santa Cruz "Jackal" schrauben zu können.


10cm mehr Lenkerbreite verändern das Handling des Jackals nachhaltig - fühlt sich massiv satter an.

Und wo sollte man so etwas zu einem Kampfpreis finden, wenn nicht am Teilchenbeschleuniger, der grössten Veloteile-2ndhand-Börse der Schweiz, die wenige Tage nach meiner Rückkehr aus Asien über die Bühne ging? Tatsächlich wurde ich am Teilchenbeschleuniger schon vor dem Mittag fündig: Für 50 Franken sicherte ich mir einen Syntace-Vorbau mit 65mm Länge und dem passenden Klemmmass. Bloss: Wie sich heraus stellte, war Chrigel Braun als Organisator des ganzen Events für das Bike seiner Freundin auf der Suche nach genau so einem Teil.

Volle Hütte: Der Teilchenbeschleuniger 2012 in der Aktionshalle der Roten Fabrik in vollem Betrieb.

Also hielt ich weiter die Augen offen und stiess im Laufe des Nachmittags auf einen so gut wie neuen "X4" von Thomson, diesmal in 60mm Länge. Perfekt, und auch dieses Teil kostete nur 50 Franken. Nach Rücksprache mit Chrigel trat ich ihm den zuerst gekauften Vorbau ab und krallte mir das Teil von Thomson - und noch ein paar frischer Schraubgriffe. Inzwischen ist alles verbaut. Und sieh an: Die neue Kombo aus Thomson X4 und extrabreitem Carbon-Lenker wiegt weniger als der zuvor verbaute TweetTweet-Vorbau von Spank und der nur 640mm breite Alulenker von Easton.



Die ersten Ausfahrten nach dem Umbau haben gezeigt: Das Handling des "Jackal" profitiert massiv von dem breiten Lenker. Vor allem bei höheren Tempi und auf ruppigem Untergrund lässt sich das Bike weit müheloser kontrollieren. Zudem ist auch im Wiegetritt und bei Sprints keinerlei Verwindung zu spüren, und das tiefe Gewicht rund um die Lenkachse macht sich im Fahrbetrieb durch ein müheloses Kürveln bemerkbar. Kurzum: Mein "Jackal" fährt sich seit dem Umbau besser denn je. Und das pünktlich zum Frühlings-Anfang. Super!

Samstag, 24. März 2012

Oagheizt is...

Der Frühling legt grad einen veritablen Frühstart hin - höchste Zeit, um die Feuerstellen nach dem langen Winter wieder in Stand zu stellen und einzuweihen. Das erste Abendessen vom Grill im Kalenderjahr 2012 ist schon wieder Geschichte.

Wie ich am Donnerstag Abend an der Feuerstelle an der Töss vorbei fuhr, an der wir im vergangenen Sommer manche Abende und Nächte verbracht hatte, fiel mir der trostlose Zustand derselben auf: Die grossen Steine lagen in der Feuerstelle, statt einen Ring um selbige zu bilden, und auch sonst hatte die kalte Jahreszeit unschöne Spuren hinterlassen.


Also machte ich mich am Freitag Nachmittag mit einer kleinen Schaufel im Rucksack auf den Weg ins Grüne und brachte die Feuerstelle zuerst einmal auf Vordermann. Danach sammelte ich etwas Brennholz - Schnittholz liegt zur Zeit im Überfluss in den Wäldern entlang der Töss - und heizte die renovierte Anlage ein erstes Mal ein. Noch ohne Grillgut und Rost, nur fürs Gemütliche.


Tags darauf kehrte ich mit Grillgut und Rost zurück - und musste mit ansehen, wie sich bereits eine Familie an der von mir schnieke hergerichteten Feuerstelle breit gemacht hatte. Weil der Herr Papa eben erst am Einfeuern war, durfte ich nicht damit rechnen, dass diese Feuerstelle in absehbarer Zeit frei werden würde.


Na toll. Meine zweite Wahl an Feuerstellen lag um vier Uhr nachmittags bereits voll im Schatten und fiel damit auch ausser Rang und Traktanden. Etwas flussabwärts wurde ich dann doch noch fündig, musste aber auch diese Feuerstelle nach dem Winter wieder herrichten. Zum Glück nahm dies wenig Zeit und Mühe in Anspruch.


Kurz darauf war auch das erste Totholz des Jahres gelegt: Ein stehender, toter Baum ohne Seitenäste, schon mittelprächtig angerottet, aber dennoch gut genug brennend, um relativ frische Birkenholz-Stücke von einem Holzschlag zum Brennen zu bringen. Der Stamm leistete nur kurz Widerstand, war vom Gewicht her für eine Person aber eher grenzwertig. Aber der Weg zum Feuer war kurz.
 

So lagen bald mit Speck umwickelte und mit Käse gefüllte Cervelats auf dem Rost, und als es bereits eindunkelte (die Umstellung auf Sommerzeit und damit richtig lange Sommerabende folgen ja erst ab diesem Wochenende), konnte das erste BBQ-Abendessen statt finden. Es wird bestimmt nicht das letzte sein, die Grill-Saison hat noch nicht einmal richtig angefangen.

Freitag, 23. März 2012

Feierabend-Runde

Der Auftakt zu den Testfahrten mit der neuen Überbremse verlaufen harzig: Mal bin ich erkältet, mal im Ausland, mal hab ich schlicht zu viel zu tun. Aber am Donnerstag klappte es mit einer ersten, kurzen Ausfahrt.

Der Testträger, abgelichtet in der Abendsonne an der Töss: Mein Rocky Mountain Switch.

Von einem 20-jährigen Deutschen entwickelt, sorgte die "Brakeforce One" an den Herbstmessen und schon in deren Vorfeld für Furore: Diese Scheibenbremse geht konstruktiv neue Wege - und zeigt dies auch auf eine durchaus selbstbewusste Art. Das beginnt schon beim wenig bescheidenen Produktnamen "Brakeforce One".


Auch die Gestaltung des Bremshebels lässt kaum Fragen offen. Dieser ist nur für einen Finger ausgelegt, womit auch klar ist: Diese Bremse hat jede Menge Verzögerung zu bieten, und ein Finger am Hebel ist mehr als genug. Auch der Bremssattel kann sich sehen lassen: Das erste Kolbenpaar ist kleiner, was einen progressiven Verlauf der Bremskraft verspricht. Und der Winkel, in dem die Hydraulikleitung von der Bremszange abgeht, lässt sich frei wählen - gut für eine saubere Verlegung der Leitungen und damit eine aufgeräumte Optik.

 
Aufm Trail ist die Bremse zuerst einmal gewöhnungsbedürftig. Noch bin ich in der Einbremsphase, und neue Beläge sind mir soeben vom Importeur zugeschickt worden. An die Eigenheit, dass die Bremse keinen harten Druckpunkt hat, hab ich mich schon heran tasten können.

 
Auf einem schmalen Weg entlang einer steilen Treppe konnte ich die Bremskraft auch mit dem einen Finger präzise und graduell erhöhen, ohne das Vorderrad zu blockieren und so einen Abflug über den Lenker zu provozieren. Der echte Test für diese Bremse folgt aber erst im Sommer, wenn die alpinen Abfahrten mit tausend und mehr Höhenmetern am Stück offen sind. Fortsetzung folgt...

Sonntag, 18. März 2012

Nachtrag: Mehr Bilder aus Taipeh

Die Anzahl Bilder, die ich diesmal in Taipeh geknippst habe, ist überschaubar. Denn ausser am Dienstag hat es leider jeden Tag geregnet in der Hauptstadt Taiwans, und da gibt sogar diese faszinierende Metropole weniger Motive her als sonst.

Einige Bilder will ich aber dennoch nachreichen, damit sie nicht auf der sich füllenden Harddisc meines Uralt-Laptops ein trauriges Dasein fristen. Es beginnt mit einigen Schnappschüssen vom zweiten Tag in Taipeh, als sich zum einzigen Mal die Sonne mit Macht zeigte und die Temperaturen mittags auf 28 Grad stiegen.

 Immer wieder eindrücklich: Der Taipei 101, mit überdimensionierten Fahnenmasten im Vordergrund.

Der grösste Baum von Taipeh: Die Deko auf dem Taipei 101 wusste zu gefallen.

Baum, verarbeitet: Diese übermannsgrosse Skulptur aus ganzen Baumstämmen stand in der Eingangshalle des Grand Hyatt.

Vorne die Flaggen des Taipei World Trade Centers, hinten zum Himmel strebende Bauwerke.

Regelmässige Besucher meines Blogs werden diesen im Bau befindlichen Turm wiedererkennen. Stand der Arbeiten im März 2012...

... sowie im November 2011...

  ... und im März 2011, jeweils von derselben Stelle vor der Taipei City Hall abgelichtet.

Und selbst an Clochards denkt man im hippen Xinyi Distrikt - aber gelenkig sollten sie sein.

Weiter geht es mit Schnappschüssen vom kleinen Markt, der sich auf dem Fussweg von Hotel Shangri-La Far Eastern zur MRT-Station Technology Building befand. Von Meeresfrüchten aller Art über echte Schweinshaxen bis zu Süssgebäck gab es auf dem Markt alles zu kaufen. 

Fisch, Tintenfisch, Schalentiere und gar Seegurken (vorne mitte, im Wasser) gab es an diesem Stand, ...

... während es beim Fleischhauer deftiger zu und her ging. Wenn das mal keine echte Schweinshaxe ist!

Für Vegetarier gab es dafür assortiertes Süssgebäck zum Selbstabpacken. 

Diese Rolltreppe verbindet die braune, überirdisch geführte mit der blauen, unterirdischen MRT-Linie.
Und überbrückt darum gleich mal eine Höhendifferenz von etwa 50 Metern - eindrücklich!

Zum Schluss noch einige Bilder vom Shida Nightmarket, wo ich trotz Regens noch einige nette Motive fand. Vor allem in Form eines Candy-Stores, wie ich ihn in dieser Grösse auch in den Niederlanden noch nicht gesehen habe. Aber auch in Form einer leicht apokalyptisch anmutenden, zumindest sehr eigenwillig Dekoration einer Modeboutique.

 Fallout meets BioShock: Eine doch sehr eigenwillige Dekoration, wie ich finde!

 
Konkurrenz für "Minimal": Diese Boutique war etwa zwei Quadratmeter klein.

Auch die Haribo-Colaflaschen sind in Taipeh schon mal etwas grösser.

Paradies für Schleckmäuler: Ein Candystore der etwas grösseren Art am Shida Nightmarket.

Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich der Candystore gar als Medizin gegen Heimweh für Schweizer: Sugus, hell yeah!

 

 
Noch mehr Swissness am Shida Nightmarket: Lindt-Kartons als Display für alles mögliche.
 
Zum Abschluss noch zwei Fahrzeuge aus der Kategorie "abgefuckt": Ein Scooter mit erratischer Verkabelung...

 ... und ein per Spraydose flachendeckend bemaltes Radl - Teleskop-Gabel inklusive. Na toll!

Mittwoch, 14. März 2012

Die Rückreise...

Auf dem Rückweg aus Taiwan machte ich in Peking Halt - was erfreulich mühelos von Statten ging. Einige Schnappschüsse und Eindrücke von der Rückreise will ich den Besuchern meines Blogs nicht vorenthalten.

Auch die Ummauerung des neuen SRAM-Asienhauptsitzes kommt im Corporate Design daher.

Den letzten Morgen in Taiwan verbrachte ich in der Verwaltung des Carbon-Spezialisten Mekkem. Dort konnte ich an letzten Texten für einen grossen Jackentest im Outdoor Guide arbeiten, ehe wir vom Chef John Lin zum Mittagessen chauffiert wurden. Der Weg zum Restaurant führte an den Asien-Headquarters von SRAM vorbei, wo sich seit meinem Besuch im vergangenen Juni eine Menge getan hat. Nach dem Mittagessen und einem Kaffee wurde ich von Marvin zum Bahnhof der Highspeed Railway gefahren.


Von Taichung brauste ich zum Bahnhof des internationalen Flughafens Taoyuan, immerzu am Laptop arbeitend. Weiter ging es mit dem Shuttlebus zum Terminal 2, dem besten am Flughafen Taoyuan. Denn hier hat man an allen Gates gratis WLAN, und auch sonst ist das Terminal geschleckt und modern. Im Flieger, den ich gegen 18 Uhr als einer der letzten betrat, war es rappelvoll: Jeder Chinese schleppte mehrere Taschen mit Konsumgütern aus Taipeh in die Kabine. So kam mein Rucksack (aber leider nur mein Rucksack) in den Genuss eines Platzes in der Business Class - die auf diesem Air China-Flug aus gerade einmal vier Plätzen bestand.


Während des Flugs ergab sich ein sehr interessantes Gespräch mit einem 34jährigen Taiwanesen, der auf der anderen Seite des Gangs sass. Er war zu stilsicher angezogen, um ein "Mainlander" zu sein, und sein Englisch auch zu gut. Er hiess Jack, stammte aus Taichung und arbeitete seit einigen Jahren für Philip Morris China in Peking. Und war in einem Flieger voller Einkaufstouristen mit vollen Taschen eine willkommene Ausnahme. Nachdem ich mich in Peking von Jack verabschiedet hatte, erfuhr ich am Zoll, dass ich für meinen Kürzestaufenthalt in Peking gar kein Visum gebraucht hätte. Na toll!

Was man mit diesem Schildchen genau mitzuteilen versucht?

Den mir beschriebenen Informationsschalter von Air China fand ich ohne Probleme, und tatsächlich hatte man dort auch einen Zettel mit meinem Namen drauf. Es klappte also mit dem Stopover-Hotel, offeriert von der Fluggesellschaft wegen der Streichung des Nachtflugs. Am Zoll hatte ich einige Deutsche getroffen, die direkt im Web gebucht hatten und keine Ahnung vom Anspruch auf ein Stopover-Hotel bei Flug-Annulierungen hatten. Die verbrachten dann halt die Nacht im Flughafen Pekings.

Beim Blick aus dem Fenster war der Kontrollturm des Flughafens hinterm Lagerhaus zu sehen.
Ich dagegen wurde nach einer halben Stunde Warten (kein Problem, ich konnte Strom aus der Steckdose ziehen und hatte zu tun) zu einem nicht mehr ganz taufrischen Ford Transit mit Bestuhlung geführt und in dieser Rumpelkiste ins Hotel gefahren. Dieses lag zwischen Lagerhäusern grosser Logistikunternehmen an der Peripherie des Flughafens. In den Gängen miefte es gehörig nach Rauch, aber die Dusche erwies sich als überaus funktionell und die Betten waren zwar eher hart, aber sauber. Nichts dran auszusetzen. Schmunzeln musste ich über die Warnung vor Drogen, die man in pädagogischer Absicht in die Zimmer gestellt hatte - etwas gewöhnungsbedürftig, das Englisch: "Make life refused to drugs".

Gleich links neben dem Gebäude führt eine der Anflugsschneisen durch-

Dank der Great Firewall war mit Firefox in Peking nicht viel zu wollen, der Mailverkehr und auch Skype funktionierten dagegen tadellos. So konnte ich endlich die letzten Texte an die Redaktion des Outdoor Guide schicken. Witzig war, dass sich am nächsten Morgen beim Frühstück heraus stellte, dass ich der einzige Nichtchinese in diesem nach volksrepublikanischen Massstäben "Business-Hotel" mit drei Sternen war. Das Frühstück war denn auch "decidedly non-continental". Vor allem aber vermisste ich Kaffee oder irgend etwas zu trinken, egal ob Wasser oder Fruchtsaft. So beschränkte sich das Frühstück auf kalten Fried Rice mit Pepperoncini-Scheiben. Mal was anderes als Speck, Rührei und Miso-Suppe.

Grosse Stadt, grosser Flughafen - und dazu noch alles sehr neu, dank Olympia 2008.

Die letzten 15 Minuten bis zur Abfahrt des Shuttlebusses verbrachte ich im Freien. Vom berüchtigten Peking Smog war nicht viel zu merken. Die Flieger donnerten zwar tief über die Dächer der Lagerhäuser und des Hotels, aber immerhin schien endlich mal wieder die Sonne. Das hatte mir in Taiwan diesmal arg gefehlt. Der Bus zum Terminal war dann wieder grotesk überfüllt, weil Chinesen nicht ohne ihren halben Hausrat reisen zu können scheinen. Und zu allem Überfluss musste ich als einziger und erster beim Internationalen Terminal 3 aussteigen - und dabei über das Gepäck der anderen klettern.


Noch ohne Kaffee im Leib: Im Flughafen Peking, Mittwoch gegen 13 Uhr Ortszeit, 6 Uhr MEZ.

Im Terminal angekommen, wechselte ich zuerst einmal 1000 NT$ und bekam dafür nach Abzug einer Pauschalgebühr 157 Renminbi. Das reichte gerade so für zwei grosse Capuccinos, ein Schokoladen-Erdnuss-Gebäck und ein im Faktor Drei überteuertes Time Magazine, wie sich heraus stellen sollte. Immerhin war der Flieger nach Frankfurt weit moderner als die Kiste aufm Hinweg oder der noch dubiosere Flieger, der uns von Taipeh nach Peking gebracht hatte. Und mit dem Platz direkt am Gang konnte ich auch zufrieden sein. Leider gelang es mir nicht, im Flieger zu schlafen, da kam mir nach acht Tagen Asien der Tag-Nacht-Rhythmus in die Quere. Und zu allem Überfluss schaffte ich es noch, einen Drittel des einzigen Bierchens, das ich mir im Flieger gönnte, über den eigenen Schoss zu kippen. Zum Glück drei Stunden vor der Landung in Frankfurt, so konnte die Bescherung bis zum Aussteigen wieder einigermassen trocknen.


Erstaunlich praktisch: Die Kombi-Steckdosen am Flughafen Peking funktionieren ohne Adapter.


It's a long hard road: Einmal quer über Russland mit Zugabe, bitte.

Kaum gelandet, hatte ich in Frankfurt die Redaktion von Tages Anzeiger Online am Draht - Mist, ein Beitrag für den Bike-Blog musste ja auch noch her. Aber kein Problem, noch war ja Zeit in Frankfurt. Oder wäre gewesen, denn der FraPort wurde seinem üblen Ruf als Servicewüste und Schwarzes Loch für Reisende mal wieder gerecht: Die Kapazitäten am Security Check wurden nicht mal zu einem Drittel genutzt. Als ich schon 5 Minuten gewartet hatte, wurde ein weiteres Band geöffnet. Als ich endlich an die Reihe kam, wurde mein Band geschlossen. Ohne Sorry, ohne Begründung. Nur mit der barsch geäusserten Anweisung, sich am nächsten Band anzustellen. Hinten, versteht sich.

Fast am Ziel: Der Flieger hat in Zürich angedockt, kurz vor 20 Uhr MEZ am Mittwoch.

Meine Laune war somit bei der Rückkehr nach Europa gleich mal wieder optimal. Auch eine Trinkwasser-Zapfsäule gab es am Mini-Gate, von dem der letzte Flug abging, weit und breit nicht. In Taipeh und in Peking gibt's das an jedem einzelnen Gate, in Frankfurt nicht. Immerhin funktionierte die halbe Stunde Gratis-WLAN für Fluggäste, so dass ich den Beitrag für den Bike-Blog schon einmal aufgleisen konnte, bevor das Boarding des dritten Fliegers auf der Rückreise begann. Nach den 3 Stunden von Taipeh nach Peking und den fast zehn Stunden von Peking nach Frankfurt kam mir der Flug nach Zürich wie ein Hupfer vor.

Keine halbe Stunde nach der Landung des Fliegers stieg ich um halb neun Uhr abends mit dem Koffer in der Kralle in den Schnellzug nach Winterthur. Nach zehn Tagen Gigantomanie und grosser, weiter Welt sagte mir meine innere Stimme: Small is beautyful.

Sonntag, 11. März 2012

Taichung: Top City Madness

Eigentlich hatten wir geplant, am Sonntag nach der Messe Rennrad fahren zu gehen - und zwar in Taichung, dem Herzen von Taiwans Fahrrad-Industrie. Aber auch hier galt: Das Wetter hatte mit unseren Plänen keinerlei Erbarmen. Also passten wir unsere Pläne an.

Noch in der Annahme, einige Stunden auf dem Rennrad zu verbringen, stand ich am Sonntag Morgen nach der Messe um 6 Uhr morgens auf und stand bereits um 6:30 Uhr bereits beim Frühstücksbuffet im Hotel Shangri-La Far Eastern. Das gepäck stand schon an der Reception bereit, und ausgecheckt hatte ich auch schon. Am übrigens ausgezeichneten Buffet schlug ich noch einmal gescheit zu: Müesli, Vollkorn-Brot mit Rührei und Speck, eine Miso-Suppe, dazu viel Kaffee und einige Fruchtsäfte.


Vom Hotel aus ging es per Taxi zum Hauptbahnhof Taipehs. Der Chauffeur war sehr kommunikativ und dankbar für jede Gelegenheit, sich an der Englischen Sprache zu versuchen. Zumindest verging so die Fahrt zum Bahnhof wie im Flug. Am Bahnhof staunte ich dann mal wieder über die gelebte Hightech in dieser faszinierenden Stadt: Neben Public-PCs bietet die Hochgeschwindigkeitsbahn den Reisenden auch einen WLAN-Hotspot und Auflade-Stationen für diverse, elektronische Gimmicks. Unentgeltlich, versteht sich.

Passend für Stecker oder USB-Kabel: Die Ladestation im Hauptbahnhof von Taipeh.

Auf dem Weg nach Taichung arbeitete ich an den Fazit-Texten zu Softshell-Jacken für die Zeitschrift Outdoor Guide. Dort angekommen, richtete ich mich im McDonalds ein, um einen Capuccino zu trinken und auf meinen Gastgeber zu warten. Der erschien nach etwa 25 Minuten, reichlich verkatert. Und weil es draussen nicht nur regnete, sondern auch so heftig blies, dass die Vögel quer durch die Landschaft flatterten, legten wir die geplante Ausfahrt auf dem Rennrad auf Eis. Wir mögen veloverrückt sein, aber keine Masochisten.



Statt dessen arbeiteten wir erst mal zwei Stunden in der Wohnung von Marvin, meinem Gastgeber. Und machten uns dann auf den Weg ins Zentrum von Taichung, um ein neu eröffnetes Shopping-Zentrum zu besuchen: Das "Top City". Nun, das Teil ist einen Besuch wert, denn es hat hinter der Glitzerfassade eine Menge zu bieten. Wie immer in Asien sind im Erdgeschoss lauter unbezahlbare Flagship-Stores der ganz teuren Luxusmarken untergebracht. Auch die folgenden zwei Stockwerke werden von Marken der oberen Preiskategorie dominiert. Weiter oben werden die Sachen bezahlbarer und auch interessanter. Da sind auch verschiedene Outdoor-Labels und Sportartikel-Marken am Start.



Ganz oben warten eine grosse Foodmall und ein IMAX-Kino aufs Publikum. Der Clou: Die Foodmall ist als Themenpark angelegt. Der eine Bereich ist wie ein traditionelles Dorf gestaltet, mit Häusern aus Holz und Lehm und Gassen aus schweren Steinplatten. Ein anderer Teil ist Venedig nachempfunden, mit Pastelltönen, Spitzbögen und dem Nachbau einer Gondel - zum Glück ohne singenden Gondoliere. Über die Rolltreppe gelangt man unter einen imposanten "Dachstock" mit echter Balkenkonstruktion, bloss halt alles drinnen in einer Shopping Mall.





Darum herum gruppieren sich unzählige Restaurants und Tische, um das Essen zu verspeisen. Auch hier zeigt sich Taiwan wieder von der technikfreundlichen Seite: Man bestellt, bezahlt und bekommt ein längliches Kästchen. Darauf sucht man sich einen Platz und wartet, bis das Kästchen zu piepsen, blinken und vibrieren beginnt. Sobald dies der Fall ist, begibt man sich zurück zur Kasse und bekommt das frisch zubereitete Essen überreicht. Definitiv anders als auf den Night Markets, aber geschmeckt hat es allemal, und irrsinnig teuer war es auch nicht.





Eine besondere Erwähnung verdienen die vielen, alten Fahrräder, die in der Foodmall Teil der Dekoration sind: Wohin man blickt, irgendwo steht ein alter Klepper, wie man sie im Strassenbild leider nicht mehr sieht. Obwohl ich grad vier Tage lang Fahrräder fotografiert hatte, konnte ich nicht widerstehen. Und war froh, die Kamera dabei zu haben.