Samstag, 4. Februar 2012

Game Over: Death by WOW

Auch ich habe eine Xbox 360 (und unter einer Schicht Staub eine PS2) im Wohnzimmer stehen. Auch ich bin Computerspielen nicht abgeneigt. Aber wortwörtlich bis zum Tod spielen? So befremdend das klingt, es kommt vor...

Wie die Online-Ausgabe der englischsprachigen, taiwanesischen Zeitung Taipei Times (gehört zu Liberty Times Group und steht der Pan-Green Opposition nahe) heute meldet, hat sich ein 23jähriger Angestellter eines Kabelfernseh-Betreibers in einem Internet-Café in New Taipei City wortwörtlich zu Tode gespielt. Der Mann sei um 10 Uhr am Donnerstag Abend in dem Café erschienen und habe laut einem Angestellten des Internet-Cafés im Voraus für eine Dauer von 23 Stunden (!) bezahlt.

Für alle, denen "WOW" nichts sagt: So schaut das (in etwa) aus.

Und sich dann an einer der Stationen eingerichtet, um in die Spielwelt von  "World of Warcraft" abzutauchen. Ob er dort einen eigenen Charakter voran trieb oder als eine Form von Nebenerwerb kommerziell mühsame Fleiss- und Sammelaufgaben für Spieler in anderen Ländern erledigte (ja, diese Art von Erwerbstätigkeit hat sich rund um "World of Warcraft" wirklich entwickelt - und wurde sogar schon von Aufsehern in Zwangsarbeitslagern der Volksrepublik als Einnahmequelle entdeckt), ist nicht bekannt. Auf jeden Fall meldet der Angestellte des Internet Cafés, er habe gesehen, wie der Kopf des Spielers nach etwa zehn Spielstunden nach unten gesackt sei.

Foto: Cheng Shu-ting, Taipei Times

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"Seeing Chen’s hands rigidly stretched out in front of him as if he were still gaming when he moved the sofa chair back, the clerk said he called police."
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Er habe sich nichts dabei gedacht und angenommen, dass der Kunde eingedöst sei. Umso grösser der Schreck, als er diesen 13 Stunden später wecken wollte, weil die im Voraus bezahlte Nutzungsdauer abgelaufen war: Die Totenstarre hatte bereits eingesetzt.  Und die rund 10 anderen Spieler im Café liessen sich von der ermittelnden Polizei vor Ort nicht weiter stören und erwiesen sich weder als auskunftsfreudig noch als ergiebige Quellen: Sie hatten vom Ableben ihres Mitspielers schlicht nichts mitbekommen, und sie liessen sich auch durch die um die Leiche wuselnden Forensiker nicht vom Spielen ablenken.

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"On the issue of other players in the cafe not paying any attention to someone’s death, National Tsing Hua University Institute of Sociology professor Wang Chin-shou (王俊秀) yesterday said that once people were addicted to games and the Internet, it is easy for them to over-indulge and blur the lines between the virtual and the real world."
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Eine etwas gruselige Geschicht, zugegeben, die aber einen Einblick in die oft obsessive Gamer-Subkultur in Fernost liefert. Und die dem Ausdruck "Game Over" eine ganz neue Bedeutung verleiht.

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