Donnerstag, 3. November 2011

Bähähäää... we love our Beta-testers

Über den Hype ums neue iPhone habe ich mich an dieser Stelle schon ausgelassen. Dass Apple nun schon eine "verbesserte" Version des Betriebssystems iOS 5 nachschiebt, passt mal wieder ins Bild. Ins Bild einer Firma, die auf der Hatz von Neuheit zu Neuheit nichts sauber zu Ende entwickelt.

Wenn die Erfahrung mit dem Riesen aus Cupertino eines lehrt, dann dies: Kauf nie, aber wirklich nie ein Gerät der ersten Generation von Apple. Denn um den Hype um die eigene Innovationskraft am Leben zu erhalten, schreckt Apple nicht davor zurück, unausgegorene Neuerungen auf Beta-Tester, gemeinhin auch Konsumenten genannt, loszulassen. Und weil es in Teilen unserer Gesellschaft statusrelevant geworden ist, immer die neusten Gimmicks von Apple zur Hand zu haben, schreckt diese Erfahrung wahre Apple-Fanboys nicht ab.



Im Gegenteil: Unbesehen vom Innovationsgehalt wird Schlange gestanden oder gar vor Mac-Stores campiert, um möglichst früh in den Besitz des neusten iPhones, iPads oder iWeissdergeierwofürdiesesgimmickgutseinsoll zu gelangen. Für dieses Privileg nimmt die Fangemeinde allfällige Kinderkrankheiten wie nun den nochmals gesteigerten Energiehunger des neuen Betriebssystems iOS 5 beziehungsweise des neuen iPhone 4S (böse Zungen behaupten, das "s" im Modellnamen stehe für Stromsäufer) ohne weiteres in Kauf. Und bestärkt damit den Hersteller darin, unausgereifte Produkte auf die Konsumenten loszulassen. Das könnte man auch pervertierten Konsumenten-Schutz nennen. Ein Teil der Konsumenten handelt gegen die eigenen Interessen und bestärkt damit so einen Anbieter in seinem konsumentenfeindlichen Verhalten.

Kaum lanciert, muss darum schon wieder eine verbesserte Version des Betriebssystems iOS 5 her - man darf gespannt sein, was für Macken diese haben wird. Manche Konsumenten kompensieren dieses kundenfeindliche Verhalten von Apple durch Täuschung: Die Anzahl der als Defekt gemeldeten Geräte steigt mit der Lancierung eines neuen iPhones jedenfalls markant an, melden verschiedene Mobilfunk-Anbieter. Das Smartphone hält eben nur so lang, wie es state-of-the-art ist. Die Folge: Ein Trend zum Wegwerf-Gerät, was dem Gedanken der Nachhaltigkeit in keiner Weise gerecht wird. Dies sollte zu denken geben, weil die Zustände in den Produktionsstätten von Mac nicht als rosig bekannt sind. Man google nur mal nach "Foxconn" und "suicide". Schöne, neue Apfel-Welt, oder so ähnlich.

Zudem stecken in jedem Smartphone seltene Erden und Metalle, die zu einem guten Teil aus höchst fragwürdiger Förderung stammen. Nicht selten lagern die Vorkommen dieser Rohstoffe in zentralafrikanischen Regionen, wo seit Jahrzehnten Warlords das sagen haben. Und wo daher nicht nur ohne Rücksicht auf die Natur und Umweltschäden gefördert wird, sondern auch Sklaven im Bergbau eingesetzt werden. Hier sei auf die Website slaveryfootprint.org verwiesen, wo Smartphones nicht zu Unrecht mächtig einschenken.



Und weil Smartphones als Wegwerf-Geräte mit einem Produktezyklus von maximal einem Jahr konzipiert sind, brauchen die Teile auch nicht robust zu sein. Bisher gibts es mit dem "Defy" von Motorola nur ein Outdoor-Smartphone, das eine unzimperliche Behandlung nicht umgehend damit quittiert, dass es kaputt geht (mit dem "Experia Active" von Sony-Ericsson und dem "Galaxy XCover" von Samsung stehen zwei weitere Anbieter in den Startblöcken). Ein robustes Outdoor-iPhone? Gibt es nicht, wird es wohl nie geben. Denn das würde viel länger halten, als es Apple lieb sein kann. Die Schafe in der Herde zieht es aber stets auf frische Weiden, nur so fühlen sie sich wie Pioniere.

PS: Auch wenn ich vor allem das Verhalten von Apple kritisiere, betreffen meine Einwände einen grossen Teil des Smartphone-Markts. Auch HTC und Samsung folgen im Grunde der gleichen Strategie und kalkulieren mit ebenso kurzen Produktezyklen. Da lob ich mir mein altes Nokia 5140, das noch immer funktioniert. Auch wenn es längst ein uncooler, alter Knochen ist.

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