Samstag, 20. November 2010

Bikewrecks XI: Grosser Name, kleines Herz?

Als mittlerweile zweitgrösster Fahrrad-Hersteller Taiwans hat sich Merida einen festen Platz im Business gesichert – und produziert auch für namhafte Hersteller.

Zudem bieten die Taiwanesen, die seit Jahren eines der stärksten Rennteams der Welt sponsern, inzwischen auch Räder im fünfstelligen Preisbereich - die im Fachhandel weggehen wie warme Semmeln. Was umso faszinierender ist, als dies von der Firma in Sachen Image einen enormen Spagat erfordert.

Denn auch diese Billig-Schwarte, die mit verschachteltem Rahmen und Speichenreflektoren eine geballte Ladung Baumarkt-Charme verströmt, ist ein Merida. Angekettet an der Kreuzung zwischen Mühlegasse und Limmatquai, wartet dieses Rad auf den Winter und den Rost. Zwar hat der Besitzer den Schriftzug aufm Rahmen ebenso dilettantisch wie unübersehbar übermalt (geklautes Rad?), aber hinten auf der Kettenstrebe steht noch gut leserlich www.merida.de.

Aus stilistischer Warte muss man loben, dass die Einkaufstüte aufm Sattel auf die Farben des Rahmens abgestimmt ist – das sieht man selten. Dafür erscheint es reichlich herzlos, das Velo nur wegen eines platten Hinterreifens an ein Brückengeländer gekettet zurück und seinem Schicksal zu überlassen. Wobei das halbpatzige Knack-mich-in-drei-Sekunden-Kabelschloss niemanden wirklich auf- oder abhalten dürfte. Wer also schon lange ein Merida sein Eigen nennen wollte: Rettet das Velo vor dem Rosttod.

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