Sonntag, 4. Oktober 2009

Man spricht Deutsch – Guido erst recht

Der designierte Aussenminister der neuen schwarz-gelben Regierung Deutschlands mag sich keiner Fremdsprache bedienen. Etwas widersprüchlich, sieht sich Guido Westerwelle doch als Gesicht eines jungen, dynamischen Deutschland.

Am Abend der Bundestagswahlen war der Bundesvorsitzende der FDP ein gefragter Mann: Die Partei Guido Westerwelle war zur Kanzlermacherin und klar zur dritten Kraft in der deutschen Parteienlandschaft geworden – mit einem modernen, radikalliberalen und der Globalisierung gegenüber sehr offenen Wahlprogramm.


Umso mehr überraschte es, dass Westerwelle sich am Wahlabend weigerte, eine Frage eines BBC-Reporters auf Englisch zu beantworten: Es sei Deutschland hier, belehrte Westerwelle den britischen Journalisten, und in Deutschland werde Deutsch gesprochen. In einem Interview mit der Postille des Deutsch-Dumpfbackentums, der «Bild am Sonntag», doppelt Westerwelle nun nach: Er finde Deutsch eine wunderschöne Sprache, und er wolle sich innerhalb der EU dafür einsetzen, dass sie nicht zur Viert- oder Fünftsprache degradiert werde.


Und nein, er werde auch in Zukunft auf deutschem Boden keine Fragen in Fremdsprachen beantworten. Nicht weil er, der Westerwelle, das nicht könne, sondern weil er nicht wolle, aus Prinzip und überhaupt: Hier ist Deutschland. Verschiedene Clips auf YouTube lassen an dieser Darstellung zweifeln: So hölzern wie der Guido in der Sprache Shakespeare's wheelbreaken (radebrechen) tut, sollte er wohl wirklich bei der Sprache Goethes und Schillers bleiben – oder sich von den Industriellenvereinigungen mal einen Sprachaufenthalt in Oxford bezahlen lassen. Drei Monate können Wunder wirken, Herr Westerwelle.


Mich persönlich irritiert an diesem ganzen Vorgang, dass sich Westerwelle mit seinem demonstrativen Unwillen, eine andere Sprache als eben Deutsch zu sprechen, bei genau jenen Kreisen anbiedert, die sonst mit dem Wahlprogramm der FDP nichts anfangen können. Denn es sind vor allem beruflich weniger hoch Qualifizierte, Leute über 50 und in der ehemaligen DDR aufgewachsene Deutschen, die Mühe mit dem Englischen haben. Und der eigentlich in der FDP inzwischen ausgestorbene Flügel der Deutschnationalen, die im Englischen die Sprache der Besatzer und Bomberpiloten sahen. Dass Westerwelle gezielt Signale an diese Ewiggestrigen sendet, möchte ich nicht glauben.

Der Kern der FDP-Wähler dagegen, gut gebildete, eher junge und auf Karrieren in der globalisierten Wirtschaft orientierte Bürgerinnen und Bürger, werden sich fragen, was Westerwelle’s Widerstand gegen die Lingua Franca der Globalisierung soll. Denn bei einem Bewerbungsgespräch eines international operierenden Konzerns würde sich der Guido mit seiner demonstrativen Englischverweigerung ratzfatz aus dem Rennen nehmen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen