Mittwoch, 30. September 2009

Schön...

Ist es nicht ironisch? Besonders schöne Sonnenuntergänge künden schlechtes Wetter an.

Heut Abend hat sich die Natur mal wieder besonders viel Mühe gegeben.

Montag, 28. September 2009

Gamma: Von schwarzen Schafen, überlaufenden Fässern und gescheiterter Selbstregulierung

Unter den Sportfans im Kanton Zürich herrscht nach der überaus deutlichen Annahme der «Gamma»-Datenbank durchs Stimmvolk Konsternation. Dabei haben sich die Fans diesen Schlamassel selbst eingebrockt.

So viel vorweg: Ich geh selbst nicht in Stadien, um Sportanlässe live zu verfolgen. Aber ich bekomme immer mal wieder die Folgen von sportlichen Grossanlässen zu spüren. Ob es um Haufenweise Scherben auf der Strasse vorm Stadion oder um sich äusserst prollig bis bedrohlich aufführende Sportfans spätabends im Zug geht: Es ist immer wieder ein zweifelhaftes Vergnügen – und ein Vergnügen obendrein, mit dem viele Aussenstehende ungefragt «beglückt» werden. Etwa, wenn Fussball-Fans auf dem Heimweg per SBB mehrmals die Notbremse ziehen. Und andere Leute wegen der resultierenden Verspätungen dann ihre Anschlüsse ab dem Zielbahnhof verpassen. Oleole, anyone?

Ausnahmezustand im Namen der Freiheit? Szenen aus dem Frühjahr 2009, als der FC Basel
mal wieder beim FCZ zu Gast war. Pack trifft Pack, schon machts Zack, oder so ähnlich.

Leider hat es die überwiegende Mehrheit der weder gewalttätigen noch gewaltbereiten Fans nie verstanden, aus eigenem Antrieb für Ordnung im Stadion und auf dem Weg zu selbigem zu sorgen. Was zur Folge hatte, dass der Anteil der als unbedenklich einzustufenden Fans in den Stadien stetig abnimmt. Denn diese meiden Stadienbesuche, weil sie zu Recht fürchten, in gewalttätige Auseinandersetzungen rivalisierender Fan-Gruppen zu geraten. Dass «Fan» etymologisch vom «Fanatiker» abstammt, wird spätestens dann deutlich, wenn Leuchtfackeln in Familiensektoren geschmissen, Autos mit dem falschen Nummernschild mit Steinen attackiert oder Trams und Züge vandaliert werden. Leider alles schon passiert.

Lange hat man darauf gesetzt, dass die Sportvereine dieses Problem mittels Fanprojekten in den Griff bekommen – Selbstregulierung war das Schlagwort. Die Hoffnung war vergebens, die Ausgaben für Polizeieinsätze im Zusammenhang mit Sportevents steigen dafür unablässig. Im Klartext hat hier die Allgemeinheit nicht nur unter einer kleinen Minderheit von – man verzeihe mir den unvermeidlichen Klartext – Arschlöchern zu leiden. Nein, sie hat über die Steuern auch noch die von diesen Arschgeigen mutwillig verursachten Schäden sowie die provozierten Polizei-Einsätze zu berappen.

Kein Platz für Familien: Sektor mit sogenannt erlebnisorientierten Fans, hier aus Basel.

Dass dann 71.5% der Stadtzürcher ja sagen zu einem weit gehenden Überwachungsprojekt wie «Gamma», braucht einen wirklich nicht weiter zu wundern. Zu lange haben sich zu viele Fans mit einem kleinen, unbelehrbaren Kern an Gewalttätern solidarisiert. Und damit zu vielen Anständigen den Spass am Stadionbesuch komplett ruiniert. Wenn dann noch Clubverantwortliche wie Ancillo Canepa vom FCZ Gewaltexzesse verharmlosen, dann ist auf gut schweizerdeutsch «gnueg Heu dunne».

Das deutliche Ja zu «Gamma» – sogar die notorisch polizeikritischen und in Sachen Fichenstaat sensibilisierten Kreise 4 und 5 haben mit 60% Ja gesagt – sollte nun für Clubverantwortliche und Fansprecher kein Grund zum Lamentieren sein. Sondern ein Grund mehr, sich endlich und konsequent von gewaltbereiten Elementen zu distanzieren. Denn die Freiheit, die nun den Fussballfans angeblich genommen wird, war schon lange eine Freiheit, die eine kleine Gruppe ohne jedes Mass auf Kosten der ganz grossen Mehrheit ausgelebt hat. Und so geht’s nun man nicht. Die Retourkutsche kam mit dem Stimmzettel, das Süppchen müssen Vereine und Fans nun wohl oder übel auslöffeln. Eingebrockt haben sie es sich selbst.

Schöne Freiheit: Treten und Hauen im Kollektiv, muss etwas Erhebendes haben.

PS: Sollte ein Hooligan-Vertreter auf diesen Eintrag stossen, so möge er doch bitte mit mir eine sachliche Diskussion suchen – und nicht versuchen, mir den Arschgeigen-Mob auf den Hals zu hetzen. Danke auch.

Sonntag, 27. September 2009

TestRide: Fahren, bis es kracht

Der TestRide in der Lenzerheide bietet jeweils drei Wochen nach den Herbstmessen Gelegenheit, die neusten Mountain Bikes in ihrem angestammten Terrain zu testen. Oder alternativ die Schutzausrüstung.

Es passierte auf der vierten und letzten Abfahrt des Tages: Mit der Kenntnis der Strecke wuchs auch die Risikobereitschaft. Nach etwa der Hälfte der Strecke passierte ich eine Dame und trat nochmals richtig in die Pedale, um genügend Tempo für den folgenden, kleinen Sprung aufzubauen. Das mit dem Tempo aufbauen klappte, das mit dem Flug auch. Als problematisch sollte sich aber die Landung erweisen.

Denn ich kam mit dem Vorderrad zuerst auf, was sich noch hätte aussteuern lassen – wenn denn nicht das Rad bei der Landung abrupt abgebremst worden wäre, wodurch es mich nach vorne in Richtung Lenker spedierte. Und weil gleich nach der Landung ein Linksanlieger folgte, blieben mir zwei Alternativen: Unkontrolliert und mit arger Vorlage den Anlieger als Schanze zweckentfremden und in den Wald katapultiert werden (sehr ungesund) oder mich noch vor dem Anlieger kontrolliert ablegen (mässig ungesund).

Ich tat zweiteres – und obwohl ich innert Sekunden wieder aufm Bike sass und weiterbolzte, ging die Sache nicht ohne Spuren ab. Meine linke Hand geriet beim Abgang zwischen Lenker und Boden – im Biologieunterricht nennt man das dann Quetschpräparat, wobei vor allem der Mittelfinger in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nagelbett eingerissen, zwei Blutblatern, dagegen sieht der bloss in Folge der Quetschung angeschwollene Ringfinger richtig gut aus. Auf jeden Fall liess sich der Lenker nicht mehr schmerzfrei greifen, was aber Dank des ausgeschütteten Adrenalins eher nebensächlich war.

Während die rundum dick gummierten FiveTen-Treter die Füsse und die Knieprotektoren von Scott die Knie bestens schützten, weist der rechte Unterarm assortierte Schrammen und Prellungen auf – besonders der Ellbogen ist a bisserl angeknabbert. Erstaunlicherweise hat das grellorange Downhill-Trikot von POC die Bodenprobe aber im Unterschied zu Ellbogen und Unterarm ohne erkennbaren Schaden überstanden, dasselbe gilt auch für die Handschuhe. Ein dickes Kompliment nach Schweden an die Adresse von POC.

Fazit: Alle Knochen sind noch ganz, alles andere wird wieder von selbst verheilen. Also wie so oft nochmals Glück im Unglück gehabt. Auch Dank der Protektoren, von denen ich wie meist wieder einmal zu wenig trug.

Dienstag, 22. September 2009

Wiener Blut: Nichts kommt zur Ruhe

Neuste Erkenntnisse aus Österreich zeigen: Der Dopingfall rund um die Wiener Klinik HumanPlasma, auch in diesem Blog bereits mehrfach ein Thema, hat internationale Dimensionen. Und ist noch lange nicht ausgestanden.

Gross war die Empörung, als Hajo Seppelt im Zuge der Humanplasma-Affäre auch Athletinnen und Athleten des Deutschen Skiverbandes der Blutauffrischung an der Donau bezichtigte. Der DSV liess seine Athleten eidesstattliche Erklärungen unterschreiben, dass sie nie im Leben gedopt hättem, Michael Antwerpes entschuldigte sich in einem denk- bis unwürdigen Kniefall und vor laufender Kamera für die journalistische Fehlleistung seines Kollegen Seppelt. Und der DSV zog Hajo Seppelt wegen Verleumdung vor Gericht. Die denkwürdigen Ereignisse ausm Januar 2008 waren auch auf diesem Blog ein Thema, weil sie grundsätzliche Fragen zur Kooperation von Medien- und Sport-Organisationen aufwarfen - und zum Selbstverständnis von Journalisten, insbesondere der Herren Antwerpes und Seppelt.


Nun, die Klage des DSV gegen Seppelt wurde bereits im vergangenen Oktober abgeschmettert, was für sich schon sehr erfreulich ist. Auch Jens Weinreichs Kommentar zum Entscheid des Oberlandesgerichts Hamburg ist unbedingt lesenswert - zumal Weinreich auch den kompletten Entscheid im Wortlaut als Scan auf seinem Blog veröffentlicht. Aber es wird noch viel lustiger:, denn neuste Erkenntnisse der Soko Doping in Österreich lassen die vollen Dimensionen des Doping-Netzwerkes erahnen: Über 180 Sportler sollen hier von 2002 bis 2006 ihr Blut regelmässig aufgefrischt haben. Nachdem die österreichischen Biathleten am Rande der Olympischen Spiele von Turin bei der Panscherei erwischt worden waren, kamen die Aktivitäten der HumanPlasma AG zu einem abrupten Ende. Zumindest vordergründig.

Dank den Herren Kohl und Matschiner weiss man inzwischen, dass ein nicht eben günstiges Gerät zur Aufbereitung von Blutkonserven im Frühjahr 2006 von Humanplasma an Herrn Matschiner veräussert worden war. Es handelt sich dabei um ein ACP-215 der Firma Haemonetics. Auch dieses Gerät war auf diesem Blog schon vor geraumer Zeit ein Thema – und spielt auch in der Humanplasma-Affäre eine zentrale Rolle.

Der wahre Aufsteller ist aber, wie die zuständige Staatsanwaltschaft in Wien die Causa Humanplasma aufarbeitet: Weil Doping in Österreich erst per 1. August 2008 per Gesetzesnovellierung zu einem Straftatbestand wurde, lassen sich weiter zurück liegende Fälle nicht gestützt auf das neue Gesetz verfolgen – nulla poena sine lege, wie schon die alten Römer sagten. Dafür geht die Staatsanwaltschaft vollkommen zu Recht davon aus, dass die äusserst lukrativen Behandlungen von fast zweihundert Sportlern seinerzeit nicht korrekt dem Fiskus gemeldet worden sein dürften. Und setzt nun entsprechend den Hebel an.

Auch im Fall des unsäglichen Eufemiano Fuentes habe ich bereits vor langem vorgeschlagen, diesem Herrn wegen Steuerhinterziehung den Prozess zu machen. Denn wenn in Wien schon steuertechnisch schwarz gedopt wurde, braucht man sich für Madrid keine Illusionen zu machen. Die Chancen, dass Fuentes’ Steuererklärungen jeweils korrekt waren, dürften gegen Null gehen.

Der Tag, an dem wieder Sportler und nicht Mediziner über den Ausgang der Wettkämpfe entscheiden, wird der Tag sein, an dem der Sport als solcher gewinnt.

Montag, 21. September 2009

Innovation der heimlichen Art...

Vergangenen Freitag besuchte ich in Sursee die Hausmesse von intercycle, einem der wichtigsten Importeure von Fahrrädern und Zubehör in der Schweiz. Und siehe da: Versteckt in einem Retro-Gefährt war eine wirklich bemerkenswerte Innovation zu entdecken.

Die Firma Magna des Österreichischen Unternehmers Frank Stronach ist im Moment vor allem als neuer Eigentümer des Autobauers Opel im Gespräch. Aber der Konzern ist längst nicht nur im Bereich der ewiggestrigen, individuell-motorisierten Blechkutscherei aktiv, sondern auch in innovativen Geschäftsfeldern. So gehört auch der kanadische E-Bike-Anbieter BionX zum Magna-Konzern.

Bisher fiel BionX vor allem durch die enorm voluminöse Hinterrad-Nabe in lieblos-gussgrauem Finish auf, die sich zudem nur mit billigen Schraubkränzen kombinieren liess. Und mit dem ebenso voluminösen Akku (siehe oberstes Bild dieses Beitrages). Doch inzwischen ist bei BionX viel gegangen – und das ohne reisserische Pressemitteilungen. So stand bei der Hausmesse von intercycle ein sattgrünes Styrietta-Retrorad auf einem Sockel. Zuerst einmal war ich schon positiv überrascht, dass BionX den Akku nun auch optional elegant unterm Gepäckträger verstaut.

Doch es kommt noch weit besser: Das Styrietta wies eine 3-Gang-Nabenschaltung auf. Mit anderen Worten: Still und heimlich und mit Hilfe von SRAM ist es BionX gelungen, den ersten nachrüstbaren Elektro-Antrieb fürs Velo zu bauen, der sich mit Getriebenaben verträgt. Damit öffnet sich für BionX ein riesiger Markt, denn theoretisch eignet sich dieses Produkt, um aus tausenden von Holland-Rädern flitzige E-Bikes zu machen – im Nachrüst-Verfahren.

Für die verschärfte Topographie der Schweiz muss man weiterhin auf Lösungen warten, die sich mit Shimano’s Nexus-8-Gang-Nabe oder der i-Motion mit ihren 9 Gängen von SRAM verträgt. Aber nach der Premiere des 3-Gang-Nabenmotors dürfte das nur noch eine Frage der Zeit und des Preises sein – also nicht ein ob, sondern ein wann und für wie viel. Die Zukunft bleibt spannend – und nein, sie gehört keinen spritverbrennenden Konvoluten aus Stahl, Aluminium und Plastik.

Dienstag, 15. September 2009

Fixie und Poli

Als Kinder spielten wir oft «Räuber und Poli» - in Basel und Zürich läuft zur Zeit die Variante für Erwachsene, Fixie und Poli genannt.

Ein Gang, kein Freilauf und keine Bremsen: Fixies leben von der Reduktion.

Auslöser des neusten Aktivismus seitens der Polizei ist ein urbaner Velotrend, bei dem weniger mehr ist. Es geht um puristische Räder mit Starrlauf, im Szene-Jargon auch «Fixie» genannt. Diese stammen ursprünglich aus dem Bahn-Radsport – und weisen darum keine Bremsen auf. Um das Tempo zu reduzieren, muss man vielmehr das Hinterrad entlasten und mit schierer Muskelkraft «gegenhalten».

In Asien erfasst die Reduktion auch den Raddurchmesser, wie bei diesem
Fixie von Kenstone mit 20-Zoll-Laufrädern wie am BMX.

Als die ersten Kuriere in Zürich mit Fixies unterwegs waren, verzichteten sie noch ganz auf Bremsen – wurden dann aber von der Polizei gezwungen, zumindest vorne eine Bremse zu montieren. Nun ist laut dem Tages-Anzeiger (Link zum Artikel) die Polizei in Zürich wie in Basel dazu übergegangen, auch Fahrer von Fixies mit nachgerüsteter Bremse am Vorderrad zu verzeigen. Wohlgemerkt: Es geht hier nicht um Ordnungsbussen in der Höhe von 40 Franken, es geht um eine Verzeigung an ein Stadt- oder Polizeirichteramt. Das zieht Kosten in der Höhe von 280 Franken bei Ersttätern nach sich. Im Wiederholungsfall wird’s auch mehr, zuzüglich Schreib- und Zustellungsgebühren.


Und noch ein Fixie: Mit Titanrahmen und carbonverstärktem Zahnriemen.

In Basel sind auch schon Fixies von der Polizei eingezogen worden, um wiederholtes Delinquieren zu verhindern. Selbst würde ich mich nie auf ein Fixie setzen: Mir sind alle Vehikel mit Rädern suspekt, die keine vertrauenswürdige Bremsanlage aufweisen – ob Skateboard oder Fixie, ist mir dabei egal. Aber mit der Verzeigungs-Praxis begeben sich die Polizeikorps von Basel und Zürich auf dünnes Eis. Denn im grossen Nachbarkanton im Norden hat das Bonner Amtsgericht einen Fixie-Fahrer vom Vorwurf freigesprochen, ein nicht betriebssicheres Gefährt im Verkehr bewegt zu haben. Und damit den Starrlauf als aufs Hinterrad wirkendes Bremssystem faktisch legalisiert (Link zum detaillierten Sachverhalt).

Mit dem Kompromiss, nur vorne eine Bremse zu verbauen, konnten Fixie-Fahrer wie Polizei eine Weile leben - nun anscheinend nicht mehr...

Die Formulierung in der «Verordnung über die technischen Anforderungen an Strassenfahrzeuge» (VTS) ist auch in der Schweiz schwammig. Demnach müssen Fahrräder «mit zwei kräftigen Bremsen versehen sein, von denen eine auf das Vorder- und die andere auf das Hinterrad wirkt». Hier beginnt das Problem: Das Adjektiv «kräftig» spricht nicht für sich, sondern bedarf der Konkretisierung. Geübte Fixiefahrer halten per Stempelbremsung auf einer kürzeren Strecke an als Fahrer von Bahnhofsschwarten mit veralteten Felgenbremsen, schlecht gewarteten Bremszügen und spröde gewordenen Bremsklötzen.

So gefällts auch dem Freund und Helfer: Eingang-Renner mit Bremsen an beiden Rädern.

Ganz zu schweigen vom Schweizer Ordonnanzrad, das auch mit einer sehr rudimentären Bremsanlage ausgestattet ist: Hinten eine Rücktrittbremse, vorne gar nur eine Löffelbremse, bei der ein gummiertes Füsschen direkt von oben auf den Reifen gedrückt wird. Das finde ich richtig leichtsinnig. Aber anders als die von Velokurieren aus den USA importierten Fixies ist das Ordonnanzrad ein Stück Landes- und Armeegeschichte, quasi der velogewordene Landigeist. Und darum werden Fahrer von Ordonnanzrädern auch nicht verzeigt.

Montag, 14. September 2009

Bakfiets goes Bern

Elektrisch angetriebene Fahrzeuge sind zur Zeit in aller Munde – ob als Feigenblatt einer kaum zum Umdenken fähigen Autoindustrie oder in Form der nach wie vor boomenden Elektro-Fahrräder. Die Hauptstadt lud zum Event «Bern bewegt», und Bakfiets durfte nicht fehlen.

Der Event unter dem Motto «intelligent mobil» sollte aufzeigen, wie variantenreich das Thema E-Mobilität bereits beackert wird. Das reicht vom Segway als sinnbefreitem Rolli für Leute, die sogar zum Gehen zu faul sind, über E-Bikes und E-Scooter bis zu Autos mit Elektro-Antrieb.

Da auch die Bakfietsen, die mein Bruder Sjoerd importiert, inzwischen optional mit einem elektrischen Zusatzantrieb geordert werden können, durften die Lastenräder aus Holland an dem Event nicht fehlen. Um 6.30 Uhr stand ich am Sonntag Morgen vor der Haustüre bereit, um bei meinem Bruder im Mietbus zuzusteigen.

Um 8.30 Uhr erreichten wir den oberen Waisenhausplatz. Passenderweise hatten uns die Organisatoren einen Standplatz im Schatten des Holländerturms zugewiesen. Rasch waren der Anhänger und der Bus entladen – und auch das Aufstellen des Standes nahm nicht viel Zeit in Anspruch. So waren mein Bruder und ich bereit, als es um 10 Uhr los ging.

Und die Bakfietsen erwiesen sich vor allem für Familien als Hingucker: Die drei Vorführmodelle, die wir am Start hatten, waren auf jeden Fall ständig unterwegs auf Proberunden – und meist mit mehr als nur einer Person. Das Konzept, die Kinder nicht in einem Anhänger auf Auspuff-Höhe hinter sich her und durch alle Gullies und Schlaglocher zu ziehen, stiess bei den Bernern auf viel Sympathie.

Eines der Highlights war diese Familie, die sich gleich komplett auf eine Probefahrt machte: Papa trat in die Pedale (nicht zu knapp, denn beim Dreirad von Bakfiets gibt’s bisher keinen Zusatzantrieb als Option), Mama und die beiden Söhne liessen sich rumkutschieren. So zeigt sich: Das Teil ist wirklich eine Familienkutsche.

Am Ende des Events hatten wir nicht nur unzählige Male die Vorzüge der Lastenräder aus Holland erklärt: Bei Gelegenheit konnten wir auch einen nobel-nostalgischen Ledersattel von Lepper an einen Passanten verkaufen, der von dem Teil sehr angetan war. Und sogar ein Bakfiets wurde ab Platz an einen Interessenten verkauft.

Dieser liess es sich nicht nehmen, sein neues Gefährt um 17 Uhr am Stand abzuholen und mit dem Sohn im Kübel nach Hause zu fahren. A propos nach Hause fahren: Wegen der vollen Autobahn und vieler extrem blöder Automobilisten dauerte dies etwas länger. Immer wieder stockte der Verkehr, weil sich irgendwelche Dumpfbacken gegenseitig ausbremsten. Ob nur schlechte Menschne Auto fahren? Sicher nicht. Aber beim Autofahren zeigen sie die Abgründe ihrer Seele ungefiltert.

Donnerstag, 10. September 2009

Funkstille – aber keine Ruhe

Während der Eurobike und in der Woche danach bin ich nicht dazu gekommen, meinen Blog zu aktualisieren. Zu melden gäbe es gleichwohl etwas.


Der frühe Vogel fängt den Wurm. Nun schmecken mir Würmer nicht besonders, und wer Freude am Frühaufstehen hat, hat in meinen Augen eh einen Vogel. Aber mir blieb keine Wahl: Weil die Messe Friedrichshafen die Türen der Eurobike heuer bereits ab 8:30 Uhr öffnete, war früh aufstehen angesagt.

Um 6:30 Uhr fuhr mein Zug in Winterthur ab, also machte ich mich um 6:15 Uhr mit Kofferrolli und Rucksack auf den Weg. Um 6:46 Uhr stieg ich bei einem Kumpel in dessen VW Caddy zu, und irgendwie schafften wir es trotz unzähliger rollender Verkehrshindernisse doch noch auf die Fähre, die um 7:36 Uhr in Romanshorn ablegt. Auf dem letzten Drücker und als letztes Auto.

Je teurer die Karren, desto asozialer das Parkieren? VIP-Parkplatz der Messe...


Erstaunlicherweise erreichten wir die Messe ohne grossen Stau (das war in den Vorjahren noch ganz anders), und auch ein Dach überm Kopf für die Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag war schnell organisiert – aus lauter Gewohnheit hatten wir den Wohnwagen gleich beim Messeeingang erst ab Donnerstag gebucht. So verbrachten wir die erste Nacht statt in einem Wohnwagen in einem leeren Swimming Pool.

Am zweiten Abend war dann bereits einiges los nach Messeschluss: Nacheinander luden Rocky Mountain, GT Deutschland, Humpert und dann vor allem Ghost zu Freibier und Snacks. Wir beschränkten uns aufs wesentliche, also aufs Freibier. Und waren am Ende froh, dass der Wohnwagen so nah am Eingang stand.

Nicht vom Wetter begünstigt war dann der Freitag Abend: Am späten Nachmittag setzten heftige Schauer ein, und zugleich sackten die Temperaturen ab. Abends im Zelt des «iXS Downhill Cup» war ich so ungefähr der einzige, der noch kurze Hosen trug. Und trotz Fell an den Beinen wurde es verflixt frisch.

Im Unterschied zu anderen Jahren verzichtete Messe Friedrichshafen dieses Jahr auf eine grosse Eurobike-Sause am Samstag Abend – angesichts der Sachschäden, welche besoffene Kiddies in den Vorjahren angerichtet hatten, ein durchaus nachvollziehbarer Schluss. So war am Samstag um 18 Uhr Schluss. Ende. Aus. Auch mal was Neues, die Abbruchstimmung an der weltgrössten Fahrradmesse zu erleben.


Den besten Kaffee der Messe gabs bei Northwave - dank diesem Barista mit kompletter Ausrüstung.
Mille grazie, Signore.


Statt uns in den Stau zu stürzen und gleich Heim zu fahren, machten Roger und ich es uns nochmals im Wohnwagen gemütlich – die meisten Mieter waren bereits abgereist. Wir dagegen liessen die Messe ausklingen und checkten erst am nächsten Morgen aus, frisch geduscht und ausgeschlafen. Mal was ganz neues in Friedrichshafen...