Dienstag, 28. Juli 2009

Realsatire nach Schweizer Art

Dass die SBB in ihren Zügen chronisch zu wenig Platz für Gepäck, Kinderwagen und dergleichen bieten, ist nichts Neues. Aber gibt dennoch massiv zu reden.

Der Artikel in der Online-Ausgabe des Tages-Anzeigers ist auf massive Resonanz gestossen: Trotz gültiger Tickets für sich und ihre Räder wurden verschiedene Ausflügler unter Androhung polizeilicher Massnahmen in Bern aus einem überfüllten Intercity-Zug gescheucht. Ein Vorgang, der an und für sich schon bemerkenswert ist, interpretiert die SBB doch die Beförderungspflicht als ihren Teil des Leistungsvertrages (das Pendant wären die CHF 10.- für die Velo-Tageskarte) sehr eigenwillig.

Stein des Anstosses, Zumutung und sonst noch was: Ein Velo an einem der kostbaren Haken -
bei der Rhätischen Bahn klappt das mit weit weniger Geschiss als bei der SBB.

Was mich aber weit mehr nervt: Von den innert eines halben Tages über 180 Kommentaren, die auf den besagten Artikel hin verfasst wurden, stammt rund die Hälfte von ignoranten Leuten, die selbst nicht Velo fahren, schon gar keines jemals per öV befördert haben, dafür aber einen umso tiefer sitzenden Hass auf Velofahrer zu pflegen scheinen. Da wird aufs Missachten der Verkehrsregeln verwiesen, auf Velorowdies, die aufm Gehsteig unterwegs sind und die verlässlich jede Ampel ignorieren.

Die ganz schlauen fragen gar, warum Velofahrer denn überhaupt ihr Gefährt in den Zug verladen, statt selbst in die Pedale zu treten. Richtig, und warum benutzen Fussgänger die öffentlichen Verkehrsmittel? Sollen doch auch zu Fuss gehen. Kurzum: Wer wissen will, wie daneben NUR-Autofahrer ticken, sollte sich dringend durch die über 180 Kommentare wühlen. Zumal es auch einige Juwelen drunter hat.

Der SBB eine lange Nase drehen - und den ganzen Auto-Laferis auch:
Nichts leichter als das, mit dem Original-TranZBag.

Ich bin gespannt, ob mein hochgradig ironischer Kommentar auf das Geseier der Automobilisten freigeschaltet wird - und halte fest: Wer keine Ahnung von der Materie hat, weil er den öV wie Velos für des Teufels hält, sollte ein Autoheftli lesen und die Fresse halten. Zumal die Sache mit der Missachtung der Verkehrsregeln etwas komplizierter ist.

Nachtrag in Sachen "Missachtung der Verkehrsregeln":
Bin erst gestern wieder fast mit dem Renner an einem Lieferwagen zerschellt, der mir knallhart den Vortritt verweigerte. Ich kam auf abschüssiger Strecke daher, mit 55km/h (nach Abzug der Messungenauigkeit 2km/h zu schnell, weils bei einer Ortseinfahrt war) - und zum Glück war die Gegenfahrbahn leer. So fand ich beim Ausweichen sogar noch Zeit und Luft, um dem blinden Hurensohn von Fahrer einige Nettigkeiten mit auf den Weg zu geben.

Aber ist schon klar: Nur die Velofahrer kümmern sich nicht um die Regeln - die haben ja auch so viel Blech um sich rum, um sich im Falle eines (Un-)Falles zu schützen. Von den sechs Airbags ganz zu schweigen. Manche Autophile sollten mal wieder was anderes einatmen als die Abgase ihrer Karre.

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