Montag, 9. März 2009

2nd Hand, Singlespeed

Frühlingszeit ist Teilchenbeschleuniger-Zeit. Als Side-Event der grössten 2nd-Hand-Veloteile-Börse der Schweiz ging der «2. Bikelovers-Contest» über die Bühne, ein Schönheitswettbewerb für Singlespeed-Räder.

Wenn Osterglocken und Schneeglöckchen spriessen, ist es Zeit, den Keller nach Velo-Teilen abzusuchen, die man eventuell noch zu Geld machen könnte. Denn anfangs März trifft sich jeweils die Velo-Szene des Grossraums Zürich, um beim «Teilchenbeschleuniger» überschüssiges Material zu verkaufen und vielleicht zum Schnäppchenpreis ein lange gesuchtes Einzelteil zu finden.

Rahmen, Gabeln, Reifen, Kurbeln, Kleider:
Beim Teilchenbeschleuniger kommt alles auf den Tisch.

Verkaufsfläche wird unbürokratisch per Laufmeter vermietet, und der Mix unter den Verkäufern sorgt jeweils für ein interessantes Angebot. Neben Fachhändlern aus der Region und gesponsorten Rennfahrern sind jeweils auch Industrie-Veteranen, Velokuriere und gewöhnliche Angefressene am Start.

Polish to th Max: Eine über 25jährige Bahnnabe von Campagnolo - wow!

Dieses Jahr sorgte der langjährige Mechaniker der Schweizer Bahn-Nationalmannschaft für zusätzliche Attraktionen, etwa originalverpackte, über 25 Jahre alte Hochflansch-Naben für Bahn-Räder.

Eins der teureren Räder am Start war dieses Yeti 4Cross-Fully, für welches Ädu Kiener einen Käufer suchte. Er liess sich auch von herzzerreissenden Geschichten über Göttikinder nicht erweichen und ging nur bis 2'800 Franken runter. Zu viel fürs Göttikind, aber zweifellos ein guter Preis für das Bike.

Zwei Räder und ein Gang für ein Hallelujah: Einige der Exponate des Bikelovers-Contest.

Nicht zum Verkauf standen die Exponate des «2. Bikelovers-Contest». Zu diesem waren nur Singlespeed-Räder (neueren Datums oder restauriert, keine alten Armee-Räder) mit Radgrössen von 24 bis 29 Zoll zugelassen. Die Exponate konnten auf einer Bühne begutachtet werden, und besonders genau tat dies die dreiköpfige Jury.

Auf grossen Füssen und mit Keilriemen unterwegs: Das Spot.

Die zugelassene Bandbreite bezüglich der Raddurchmesser wurde auch voll ausgenutzt: An einem Dirtjump-Bike waren 24-Zoll-Räder verbaut, an einem noblen Spot-Hardtail mit Gates-Beltdrive-Antrieb dagegen 29-Zoll-Räder (eigentlich eine 28-Zoll-Felge mit voluminösem Reifen drauf).

Auch bezüglich der Materialien der Rahmen war ausser Titan alles vertreten: Carbon, Aluminium sowie Stahl in verschiedensten Güteklassen. Noch immer futuristisch wirkt zum Beispiel Karin Thürigs erstes Bahnvelo, unverkennbar ein Walser.

Auch die «Track Machine» von BMC wirkte wie ein Radl von einem anderen Stern, mit seinen exotisch geformten Rohren aus Aluminium und Carbon und dem kompromisslos auf Aerodynamik ausgelegten Lenker.

Der Hammer an dem Teil war aber die filigrane Carbon-Gabel: Deren Scheiden werden in zwei schlanken Streben geführt, um Turbulenzen durch das rotierende Vorderrad zu minimieren. Eine eigenwillige Kreation.

Die meisten Wettbewerber schickten optisch zurückhaltendere Räder ins Rennen um sie Sachpreise, bei denen dafür die Anbauteile farblich und materialmässig umso sorgsamer ausgewählt worden waren. Ledergriffe und -sättel waren gut vertreten.

Besonders extrem wurde dieses Konzept an diesem Stahlflitzer verfolgt, dessen Rahmen und diverse Anbauteile keinerlei Beschichtung aufweisen- Nichts für gesalzene Strassen oder Regenfahrten. Aber in Sachen Alltagstauglichkeit doch etwas zu reduziert.

Zwei der drei Mitglieder der Jury verrichten ihre Arbeit.

Darum waren es denn auch andere Räder , welche den Geschmack der Jury am besten trafen und in die engste Auswahl kamen. Einige Favoriten hatten sich bereits unter dem Publikum heraus geschält, und man durfte gespannt sein, ob die Jury gleicher Meinung war.

Bei den Mountain Bikes machte das Stahlhardtail «Big T.» von Simon Ruchti das Rennen, das ausser durch den einen Gang auch durch die aus der Norm fallenden Laufräder im 650B-Mass auffällt.

Mit einer auffällig-grünen Lackierung, viel Chrom und nochmals mehr Style brachte es «Max» auf Rang Drei bei den Strassenrädern.

Rang zwei ging an ein sehr stimmig in Bicolor-Finish restauriertes Bianchi - das matte Gold-Silber wird auch an den Aussenhüllen und den Kurbel durchgezogen. Sweet.

Als schönstes Eingang-Radl wurde dieses weisse Singlespeed mit dezent-roten Akzenten gekürt. Der Rahmen kommt aus Zürcher Fertigung, genauer von Röbi Stolz. Auch sonst wurden beim Aufbau nur feinste Teile verwendet.

Das eigentliche Highlight waren aber die Vielzahl liebevoller Details an den Singlespeedern: Zum Beispiel diese celeste-farbene Rahmenpumpe von Bianchi, die schon einige Jahre aufm Buckel haben dürfte - ein Sammlerstück für sich.

Nicht von schlechten Eltern ist diese Kette, die an einem zum Singlespeeder umgebauten Cannondale in Barloworld-Teamdesign verbaut war - eine dicke Lotte.

Klingt noch schöner, als sie aussieht: Die Crane-Fahrradklingel aus Japan.

Mit einem Augenzwinkern zu verstehen: Der Fuchsschwanz am Sattel des Bianchis.

Durften an vielen Strassenflitzern nicht fehlen: markante Hochflansch-Naben.

Und ja: Chrom gabs auch in Hülle und Fülle - luvin it!

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