Dienstag, 31. März 2009

Ode an die Taiwan High Speed Rail

Seit zwei Jahren ist in Taiwan die gleiche Hochgeschwindigkeits-Bahn unterwegs wie in Japan – ein schniekes Teil, und praktisch noch dazu.

Nach einer Woche in Taipeh standen in der zweiten Woche meines Aufenthalts Termine in Taichung an, dem Herz der taiwanesischen Fahrrad-Produktion. Bis vor kurzem hiess dies, rund zweieinhalb Stunden für die Fahrt einzuplanen – mit Bus oder Zug.

Seit der Eröffnung der Taiwan High Speed Rail sind Taipeh und Taichung nahe zueinander gerückt: Der schnittige Zug aus japanischer Fertigung bietet im Innern Flugzeugkabinen-Feeling ohne den Lärm. In bloss 50 Minuten flitzt man so mit nur einem Zwischenstopp nach Taichung. Der langsamere Zug mit Zwischenstopps braucht genau eine Stunde.

Auf der ersten Fahrt gönnte ich mir für die Hinfahrt ein Ticket in der Business Class – und konnte so im morgendlichen Stossverkehr bequem am Laptop arbeitend (Steckdose für jeden Sitzplatz, sehr schön) zur Fabrikbesichtigung beî SR Suntour flitzen. Die Sessel bieten mehr als genug Platz, so dass die Fahrt wie im Flug vergeht.

Kaffee, Kuchen und Wasser waren im Preis von 1000 Taiwan-Dollar (gut 35 Franken) inbegriffen. Auf dem Rückweg, ohne Platzreservation, in der Holzklasse und zur Hälfte des Preises, sah das dann anders aus. Aber immerhin war ich noch vor dem grossen Abendverkehr unterwegs. Für die kurze Strecke reicht die Standard-Klasse allemal.

Weil die Bahn erst seit kurzem in Betrieb ist, sind die Bahnhöfe durchgehend futuristisch durchgestaltet (oben im Bild die THSR-Station in Taichung). Umso witziger fand ich dieses Verbotsschild, das über der Schüssel in den Toiletten der HSR-Station in Taichung angebracht war. «Do not crouch on the toilet» - alles Asien oder was?

Die vierte und letzte Fahrt mit der High Speed Railroad führte mich am späten Abend nach drei Betriebsbesichtigungen und einem vergnüglichen Abendessen bei einem Inder in Taichung wieder zurück nach Taipeh, gerade noch rechtzeitig, um mit der letzten U-Bahn wieder zur Minquan West Station zu gelangen. Und von dort zu Fuss in zehn Minuten zurück ins Hotel.
Die Insel ist klein geworden, dank der Taiwan High Speed Rail.

Montag, 30. März 2009

Wenn Radeln cool wird

LOHAS - ein Schlagwort ist in aller Munde. Und treibt die Stars aufs Fahrrad. Werden die Fans folgen? Zu hoffen ist es, unbedingt!

Der "Lifestyle of Health and Sustainability", kurz LOHAS, ist zurzeit in aller Munde. Statt sich gedankenlos in einen möglichst protzigen Spritfresser wie den Hummer zu setzen, lassen sich immer mehr Stars und Prominente mit Fahrrädern ablichten - womöglich grad noch auf Einkaufstour im Bioladen. In Taipeh wurde die Fahrrad-Messe gar vom Staatspräsidenten Ma persönlich eingeweiht, der sich bei dieser Gelegenheit als Hobby-Radler outete. Wo bleibt das Bild von Barrack auf einem coolen Stadtflitzer?

Sogar das Ober-Tussie schlechthin wurde schon auf ihrem schwarzen Specialized abgelichtet - die Rede ist von der Zicke der Nation Paris Hilton, von Beruf Hotel-Erbin und Society-Girl, was auch immer das sein soll.



Auch die walisische Sängerin Duffy radelt in diesem Werbeclip kurz vor ihrem Auftritt noch in den Supermarkt ums Eck, um sich eine kalte Cola Light zu ziehen. Damit zeigt Duffy: Selbst ist die Frau, und das Radl hilft ihr dabei. Sehr sympathisch, hab mir gleich die Luxury-Edition der CD "Rockferry" gezogen, um das zu honorieren.

Auch Robbie Williams sorgte vor kurzem für tumultartige Szenen, als er in einen Bikeshop hinein spazierte, um sich einen Bianchi-Renner in klassischen Celeste zu ziehen. Ob sich Williams mehr vom Fitness-Aspekt des Radelns oder von den Drogen-Eskapaden mancher Radprofis angezogen fühlt, bleibe mal dahin gestellt.

Frei nach Freddie Mercury sag ich bloss: I want to ride my bicycle. Sobald die Erkältung vorbei ist, die ich mir wegen der ganzen Klimaanlagen in Fernost eingehandelt habe, zumindest. Denn mit komplett verstopfter Nase macht Kilometerschrubben nur bedingt Spass.

Donnerstag, 26. März 2009

Rostig, abgekämpft, gebraucht

Nicht alle Fahrräder haben das Glück, von Herrchen oder Frauchen liebevoll gepflegt zu werden – dennoch sind sie meist noch in Gebrauch. Wohl auf eigene Gefahr.

Die sorgsame Abstimmung der Farbe von Schutzblechen, Kettenkasten sowie Akzenten an Sattel und Griffen war ein an der «Taipeh Cycle Show» immer wieder auftauchendes Thema.
Da erscheint dieses Stadtradl, das ich gegenüber dem Luxus-Kaufhaus SOGO in Taipeh abgelichtet habe, schon avantgardistisch: Der von Rost befallene Lenker und das in Rattan-Optik gehaltene Shopping-Körbchen aus Plastik passen gut zueinander.

Die besten Tage hinter sich hat auch dieses Lastrad, das aber noch immer in Betrieb war. An der Fuhre waren eine Menge interessanter Details zu entdecken.
Ich bin mir sicher, dass mein Bruder und ein guter Freund, die beide Lastenräder in die Schweiz importieren, an weiteren Bildern dieses Bombers interessiert sein werden.

Danke auch an Pascal, einen Kumpel aus Oldenzaaler Cannondale-Tagen. Der war grad in Amsterdam und hat dort diesen Holland-Klepper vor die Linse bekommen (man beachte die Ankerkette von Schlos, die bisher einen Abtransport des Wracks verhindert hat).

Im Hintergrund ist übrigens die Terrasse meines Lieblings-Bistros in Amsterdam zu sehen: «De Jaren» heisst es und ist gleich bei der Vrijen Universiteit (VU) zu finden. Unbedingt einen Besuch wert in der Stadt der Grachten, Junkies und Coffeeshops.

Dienstag, 24. März 2009

Austreten – durchatmen – aufladen

Wenn man nicht in einer noch grösseren Metropole zu Hause ist, hat man in Taipeh irgendwann genug von Lärm, Abgasen und Strassenschluchten. Die Einheimischen wissen sich zu helfen – und flüchten in den Dajia Riverside Parc.

Nach einer anstrengenden Messe-Woche entschied ich mich, den Sonntag ruhig anzugehen: Also bis kurz nach neun Uhr schlafen, um das Frühstück nicht zu verpassen, und dann weiter zur Taipeh Main Station, um für den nächsten Tag die Ticketpreise und den Ort des Ticket-Schalters der HichSpeed-Railroad ausfindig zu machen.

Das war schnell erledigt, so dass ich mich ins noble Kaufhaus Shin Kong Mitsukoshi begab, auf der Suche nach Lesefutter für Spitznasen (eine echte Marktlücke in Taipeh, es gibt ausserhalb der Hotels fast nur Zeitschriften und Zeitungen in Mandarin). Etwa die aktuelle Ausgabe von «Newsweek».

Oh smack, there goes my baseball cap, it's gone, gone, gone, gone, ain't gonna get it back.

Auf dem Weg in den zwölften Stock des Shin Kong Mitsukoshi stiess ich im elften Stock auf einen kleinen, aber feinen «Lifestyle Store» von Giant – Respekt, in so einem Nobel-Kaufhaus eine Filiale zu eröffnen zeugt von Selbstvertrauen.

Den «Newsweek» fand ich tatsächlich, nahm auch von einer überraschend breiten Auswahl an Fahrrad-Fachzeitschriften Notiz, die zum Teil stark Lifestyle-orientiert daher kommen, und kaufte mir gleich noch mehrwertsteuerbefreit ein paar Treter von Puma. Die alten Schuhe sind zwar unglaublich bequem, aber das Loch in der rechten Sohle macht sie bei Regen unbrauchbar.

Von mild (links) bis zu höllisch scharf (2. von rechts), grafisch dargestellt.

Hungrig verliess ich das Shin Kong Mitsukoshi. Wie ich durch eine unterirdische Shopping-Passage schlenderte, folgte ich einem sehr leckeren Curry-Duft – und landete in einem kleinen Lokal, in dem das Essen in drei Schärfegraden zu haben war. Ich konnte nicht widerstehen und orderte das Beef Curry nicht in mild oder average, sondern spicy. Und das war es, oh ja. Aber durchaus noch essbar, zumindest für meinen Geschmack, auch wenn der Schweiss nur so floss. Ein etwas anderes «Zvieri».

Wohl bekomms - und mehrfach brennen solls!

Zurück im Hotel, wollte ich mich eigentlich zuerst nochmals für eine Siesta hinlegen, entschloss mich dann aber, dem Dajia Riverside Park einen Besuch abzustatten. Denn der Wetterbericht für die kommenden Tage war mehr als ungünstig, also wollte ich schauen, wie die Einwohner Taipehs den Sonntag Nachmittag verbringen. Zudem wollte ich den Komfort der neuen Schuhe testen.

Um halb Sechs machte ich mich auf den Weg, entlang stark befahrenen Zubringern zur Ringautobahn, ehe ich den Eingang zum Dajia Riverside Park vor mir hatte. Hier haben Fussgänger und Radler Vortritt, und das ist in Taipeh eine grosse Ausnahme, fürwahr.

Die ersten hundert Meter sind noch wenig idyllisch: Der Weg ist quasi durchgehend durch eine Geflecht von Betonbrücken überdacht, denn die Taiwanesen planen ihren Verkehr dreidimensional. Krass, was da an Kubikmetern Beton verbaut worden ist.

Auf einem der Parkplätze konnte ich dann beobachten, wie einige Einheimische ihre Falträder nach der Sonntagsausfahrt wieder in ihre Autos verstauten, in vollem Rennradler-Tenue. Das scheint wirklich die gesündere Variante zu sein, als von der Haustür weg los zu fahren, wie ich es mir in der Schweiz gewohnt bin.

Wie ich das Brückengewirr und die Parkplätze hinter mir gelassen hatte, fand ich mich auf einer weiträumigen Grünfläche wieder. Weiträumig, welch ein Stichwort! Nach einer Woche Gewusel in engen Strassenschluchten, klimatisierten Messehallen und vollen Metros hatte ich plötzlich Platz – und der Blick schweifte bis zu den Hügeln am Horizont. Tief durchatmen, geniessen. Herrlich, selbst wenn gelegentlich ein Flieger vom Stadtflughafen her überm Kopf hinweg donnert.

Ich marschierte weiter in den Park hinein, wobei ich zu meiner Belustigung merkte, dass viele Taiwanesen kaum schneller joggen, als ich marschiere. Flanieren ist nun einmal nicht mein Ding, ich setze mir visuell Ziele und steure diese dann zügig an. So auch diesmal: Ich visierte die markante Dazhi Bridge an, eine kühn geschwungene Hängebrücke über den Keelung River. Und stellte belustigt fest, dass das Fahrrad-Verbot im Park noch nicht so lange her aufgehoben worden ist – für neue Verbotstafeln hats zumindest noch nicht gereicht.

Vorbei an Vätern, die mit ihren Söhnen Drachen steigen liessen, verliebten Paaren, Hündelern und unzähligen Radlern steuerte ich auf ein rundes Bauwerk zu, das sich aus der Nähe als «Fountain of Fortune» herausstellte. Inzwischen setzte die Dämmerung rapide ein, aber noch reichte das Restlicht, um einige sichtlich gut gelaunte, einheimische Radler abzulichten.

Weiter zu Uferpromenade, und die Dazhi Bridge rückte immer näher, während es eindunkelte. Zum Glück verfügt meine Cybershot über eine «ISO»-Einstellung, welche die Licht-Empfindlichkeit auf Kosten eines körnigen Grautons massiv heraufschraubt. So gelangen einige Bilder noch ganz passabel.

Aufm Rückweg fand ich dann zum Glück auch eine Route zurück zum Hotel, die nicht an den übelsten Autobahn-Zubringern entlang, sondern durch einen weiteren kleinen Park führte. Und kam mit einem breiten Grinsen und frisch aufgeladenem Akku wieder im Hotel Imperial an.

Ach ja: Das Museum of Fine Arts macht auch im Dunkeln was her – der verschachtelte Baukörper kommt zwar weniger zur Geltung, aber mich hat das Lichtkonzept überzeugt. Sweet!

Sonntag, 22. März 2009

Taiwan entdeckt das Fahrrad

Einer der interessantesten Aspekte meines aktuellen Taiwanbesuchs ist das enorme Tempo, mit dem sich die Nutzung des Fahrrades in Taiwan selbst entwickelt. Good News fürs Weltklima, wenn dies auch in anderen Ländern Asiens Schule macht.

In Sachen Produktion spielt Taiwan im Fahrrad-Business schon lange eine zentrale Rolle. Zunächst nur als Ort, wo man billig und in Massen produzieren konnte, aber das hat sich im Verlauf des vergangenen Jahrzehnts bereits markant geändert. Es gibt heute kaum noch eine Fahrrad-Marke mit grossem Namen, der nicht auf der Insel produzieren lässt – mal abgesehen von der Sparte «klein, fein und auf Massarbeit spezialisiert». Als Absatzmarkt war Taiwan aber noch bis in die jüngste Vergangenheit vernachlässigbar.

Im vergangenen Dezember fielen mir denn auch weit mehr kuriose Gefährte auf, die man sich so in Europa nie vorstellen könnte: Falträder mit einem Kinder-Zweitsitz zwischen Sattel und Lenker und einem gepolsterten Gepäckträger, um zwei Kinder transportieren zu können, und dergleichen.

Es geht was in Sachen Fahrrad-Infrastruktur in Taipeh: Das sieht man an Schildern...

Nun muss man auch sagen, dass der Dezember so ungefähr der kühlste Monat in Taiwan ist, mit Temperaturen zwischen 18 und 25 Grad. Nun, im März, schnellt das Thermometer oft über die 30 Grad, was schon einmal mehr Radler ins Freie lockt.

... und markierten Fahrradspuren (man beachte den stilisierten Helm).

Aber die jahreszeitliche Schwankung allein taugt noch nicht als Erklärung, denn laut Giant-Boss Tony Lo ist Taiwans Heimmarkt für Fahrräder in den vergangenen 18 Monaten um stolze 60 Prozent gewachsen. Dafür haben verschiedene Entwicklungen gesorgt: Erstens ist viel in die Infrastruktur für Fahrräder investiert worden – auch wenn Radeln in Taipeh’s Verkehr noch immer eine Mutprobe und eine mutwillige Eigengefährdung zugleich ist.

Mit Plakaten wie diesem wird das Leihrad-Angebot unters Volk gebracht.

So sind Fahrradspuren markiert und an Kreuzungen spezielle Ampeln angebracht worden, und auch die U-Bahn bietet nun markierte Fahrrad-Plattformen. Die wohl spektakulärste Investition betrifft das Projekt «Taipeh Cycling», das bereits bei meinem ersten Taipeh-Besuch im Dezember in aller Munde, aber noch nicht umgesetzt war.

Im Schatten des 101 Tower werden fleissig Docking-Stationen für Leihräder installiert.

Dabei geht es um ein bargeldloses Ausleih-System für Stadträder, die an bestimmten, stark frequentierten Metro-Stationen bereit stehen – vergleichbar den Vélib-Rädern in Paris. Um eins der Räder ausm Ständer zu bekommen, braucht man eine Abokarte von Taipeh’s öV. Nicht dass diese Räder besonders attraktiv wären, aber sonst würden sie bloss geklaut, und ein tiefer Wartungsbedarf hat bei diesem Konzept Priorität.

Noch sind viele der Dockingstationen frisch installiert und nicht betriebsbereit.

Doch auch in den Köpfen der Taiwanesen hat ein Umdenken stattgefunden, was diese selbst gerne unter dem Akronym «LOHAS» zusammenfassen – dem «Lifestyle of Health and Sustainability». Fahrradfahren gilt nun nicht mehr als Stigma armer Leute, die sich weder Auto noch Scooter leisten können, sondern es ist die smarte, weil flexiblere und effizientere Methode, um schnell von A nach B zu kommen.

Ein paar Hundert Meter weiter ist das System bereits in Betrieb.

Der Fitness-Aspekt scheint mir angesichts der Feinstaub-Konzentration in Taipehs Luft eher zweitrangig, spielt für die Taiwanesen aber sehr wohl eine zentrale Rolle. Während viele Einheimische auf relativ simplen, aber sichtlich neuenn Falträdern unterwegs sind, habe ich in den vergangenen Tagen auch immer wieder sauschöne und edle Räder entdeckt.

So sehen die Leihräder Taipeh's aus der Nähe aus - klar, geliefert von Giant.

So standen gestern drei Jungs um halb Zwölf nachts vor einem 7-11-Store, ihre Räder ans Schaufenster gelehnt. Und was das für Räder waren: Das schlichteste war noch ein pechschwarzes Centurion «Backfire LRS», mit kompletter XT-Gruppe. Nochmals eine Ecke edler war das «Trance X0» von Giant, das daneben stand und mit lauter XTR-Teilen ausgestattet war.

Dieser Aufsatz am Hauptrohr dient dazu, die Leihräder an die Dockingstationen anzuschliessen.

Den Vogel schoss aber das dritte Bike ab: Ein mattschwarz eloxiertes «Helius CC» von Nicolai, mit Magura-Federgabel und 4-Kolben-Bremsen von HOPE. Holy cow, das hätte ich in Taiwan zuletzt erwartet! Leider sprachen die drei kaum Englisch, so dass wir nicht wirklich ins Gespräch kamen.

Keine Stunde zuvor waren mir am Rande des grössten Strassenmarktes von Taipeh (der einen eigenen Blog-Eintrag verdient hat) zwei Jungs in Rennrad-Klamotten aufgefallen, und auf der Suche nach ihren Fuhren stiess ich auf zwei masssiv gepimpte Micro-Racer, wie sie Asiaten lieben. Dabei handelt es sich um Falträder mit 20-Zoll-Laufrädern, die mit schmalen Slicks, Rennrad-Lenker, -Sattel und –Kurbel voll auf Sportgerät getrimmt werden. Sogar der nicht eben billige Garmin-Fahrradcomputer mit GPS-Funktion durfte nicht fehlen. Sehr cool.

Wenn in anderen Ländern der Region ein vergleichbarer Trend einsetzt, darf man aufatmen. Denn wenn die Milliardenmärkte China und Indien sich wie die ach-so-entwickelte Erste Welt ganz auf den motorisierten Individual-Verkehr verlassen würden, hätte das Weltklima nochmals ein Problem in einer ganz anderen Dimension als der, vor der Al Gore mit leichter Verspätung gewarnt hat. Mich freuts, was ich sehe, fürs Klima wie für den kleinen Materialfetischisten in mir.

Samstag, 21. März 2009

Im Jahr des Ochsen

Laut chinesischem Kalender ist 2009 das Jahr des Ochsen – was in Taipeh nicht zu übersehen ist.

Nach fünf Tagen Taipeh wird es höchste Zeit, endlich den Blog mit Bildern zu füttern. Die vergangenen Tage waren ebenso lang wie anstrengend: Aufs Mittagessen hab ich bis zum letzten Messetag verzichtet – und dann so ein leckeres Red Thai Curry mit Huhn und Reis gezogen, dass ich das gleich bedauert habe.

Lecker und günstig: Die Verpflegung in der Nangang Exhibition Hall.
300 Taiwan-Dollar mit einem Getränk, das sind knapp 10 Franken.

Bis zum improvisierten Abendessen wurde es meist 22 Uhr, und im Hotel zurück war ich jeweils nochmals später. Dann galt es Tag für Tag, bis zu hundert Bilder im Photoshop zu bearbeiten und sinnvoll zu betiteln, um den Überblick zu behalten. Jetlag sei Dank hatte ich keine Probleme, bis weit in die Nacht am Laptop zu sitzen. Schon eher mit dem Aufstehen am nächsten Morgen.

Da hätte Quentin Tarantino seine Freude gehabt...

Zurück zum Jahr des Ochsen: Es begann Messe-Apéro nach dem Eröffnungstag. Für die musikalische Untermalung dieses Apéros sorgten sieben Damen mit klassisch-taiwansesischen Schlag-, Streich- und Zupf-Instrumenten. Warum Asiatinnen auf Bühnen immer so kurze, leicht nuttige Mini-Kleidchen tragen, ist mir nicht bekannt. Aber seis drum.

Alles Gentech, oder was? Ein Ochse mit zwei Fuchsschwänzen als Ohren.

Christoph Ritzler, Europa-Chef von Fox Shox, legte mir bei einem kühlen Taiwan-Bier nahe, am kommenden Tag im fünften Stock in dem Seminarraum vorbei zu schauen, wo Fox Shox die Erstausrüster zu Verhandlungen empfing. Seit einigen Jahren gibt die Firma eigens für die Taipeh-Messe eine limitierte Auflage T-Shirts in Auftrag. Und so kam ich an mein Shirt mit der Aufschrift «Fox Racing Ox». Thanks, Christoph.

Yukkediyuk, Chickenclaws again!

Gestern Abend machte ich mich dann auf ins Geviert um den 101-Tower, wo ich schon im Dezember einen wusligen Nightmarket entdeckt hatte. Ausserdem rechnete ich mir in jenem Gebiet eine grössere kulinarische Auswahl aus – nein, ich meine damit nicht die Hühnerkrallen, um die ich auch diesmal einen grossen Bogen gemacht respektive nur mit der Kamera drauf gehalten habe.

Auf dem Weg von der U-Bahn-Station zum Nachtmarkt wähnte ich mich dann zuerst einmal um einige Jahre zurück und nach Zürich versetzt – von wegen Kunststoff-Kühe und speziellen Designs, da war doch einmal was?

Wie die Taiwanesen selbst sind aber auch die Kühe (man beachte, was da zwischen den Beinen hängt: Beim Ochsen fehlt was, hier nicht) hier wild auf Blingbling – zumindest diejenigen aus Kunststoff.

LL KuhJ is on his way...

Oder auf Unterhaltungselektronik, wie das Exemplar mit dem MP3-Handy und dem DJ-Pult zeigt. Spätestens hier wird auch klar, dass die Gestaltungsoptionen in Taipeh weit über die blosse Gestalung von Farbe und Oberfläche hinaus reicht – was auch weidlich ausgenutzt wird.

Zum Beispiel für das Exemplar mit Megaphon und Photo-Handy, das an einer Strassenecke aufgestellt ist und auf einen Elektronikmarkt aufmerksam macht.

Eher etwas makaber wirkt dagegen die Kuh, die in einer Nudelpfanne steht und selbst den Kochlöffel schwingt – die stand mitten im Luxus-Kaufhaus «101 Mall», wo ich mir bei Illy noch einen leckeren Doppio Espresso gönnte. Wer freiwillig zu Starbucks statt zu Illy geht, sollte mE gleich Red Bull saufen. Wenns nur um süss und Koffein geht...

Dort stach mir dann auch noch diese mit unzähligen, funkelnden Edelsteinen besetzte «Reverso» von Jaeger le Coultre auf – oder eher deren Preisschild, denn Uhren mit zu viel Schnickschnack und Blingbling sind mir ein Graus. 6.6 Millionen sind eine stolze Zahl, auch wenn man für 100 Franken zur Zeit 2800 Taiwan-Dollar bekommt. Selbst währungsbereinigt kostet der Klunker eine Viertelmillion – autsch.

Um den Kreis zu schliessen, frage ich mich: Welcher Ochse kauft denn so etwas für eine Frau? Eben, ein Ochse. Denn ein Stier könnte die Lady auch ohne Bestechung halten.

Mittwoch, 18. März 2009

Geschalt und geschlaucht

Um die Asiaten nicht durch ein abgerissenes Outfit vor den Kopf zu stossen, hab ich meinem Bruder Jeroen einen Anzug und einige Slimfit-Hemden abgeluchst.

Und das hat sich gelohnt, denn nachdem ich gestern schon eine persönliche Audienz bei Dr. Paul Chung, Vizedirektor des MIRDC (Metal Industries Research and Development Centre), hatte und zusammen mit weiteren Journalisten zu Meetings mit weiteren Kader-Mitgliedern wie Alessandro Colnago, Uwe Kalliwoda (Ghost) oder David Zimberoff von SRAM gelotst wurde, durften wir heute das bisher höchste Tier mit Fragen löchern. Tony Lo ist kein geringerer als der Chef von Giant Bicycles und war auch schon Chairman des A-Teams. Und wenn man Lo von der momentanen Wirtschaftskrise reden hört, dann klingt das nach einer sporadischen, bald überstandenen Störung, die nicht weiter der Rede Wert ist - und einem schon gar nicht die Laune verderben darf.

Auf Wunsch von verschiedener Seite will ich daher den Schleier lüften und den bildlichen Beweis dafür liefern, dass ich mal nicht in Jeans oder Bermudas, T-Shirt und Sneakers unterwegs bin. Sondern in feinem Zwirn und mit gepflegtem (und unbequemem) Schuhwerk. Was einmal mehr den Sinn des Sprichwortes "Schönheit muss leiden" vor Augen führt.

Dienstag, 17. März 2009

Reisefieber

Taiwan hat mich wieder – bloss, dass es diesmal drückend schwül ist, und das schon vor zehn Uhr morgens. Einige Impressionen zur Einstimmung.

So viel vorweg: Wenn einer der beiden Flieger (Zürich - HongKong respektive HongKong - Taipeh) abgeschmiert wäre, hätte die Schweizer Fahrad-Branche ein gröberes Problem gehabt. Nein, ich halte nicht mich für so wichtig, aber mit mir waren die Chefs verschiedener Bikefirmen und Importeure an Bord.

Sowohl die Swiss wie Cathay Pacific bieten individuelle Unterhaltungssysteme, auf denen man sich Filme oder Fernsehsendungen angucken oder die Reflektion des eigenen T-Shirts bewundern kann.

Zuerst hab ich das System nicht benutzt, dann aber die «TopGear»-Folge mit der Alfa-Challenge gefunden. Kurz darauf auch mein Sitznachbar, der sich als Däne aus Kopenhagen heraus stellte. Worauf wir uns angeregt über Top Gear und die stylebewussten Radler der dänischen Hauptstadt unterhalten haben (siehe dazu auch meine Blogroll).

Warum man während 14 Stunden Flug, weitestgehend bewegungslos eingezwängt wie eine Sardine in der vollbesetzten Economy-Class, gleich drei Mal gefüttert wird, leuchtet mir nur bedingt ein. Aber was solls, das Zeugs wurde weggespachtelt, wie das Bild oben beweist.

Nach einer längeren Warterei an der Einreisekontrolle (eben, vollbesetzter Flieger...) konnte ich mein Gepäck in Empfang nehmen, einen Fahrer organisieren und mich, am Laptop arbeitend, in einer S-Klasse nach Taipeh fahren lassen, ins Hotel Imperial.

Nachdem ich mich im Zimmer eingerichtet hatte, zog es mich nochmals auf die Strassen dieser Stadt, die nie schläft. Kurz die Beine vertreten - und zwecks Schonung der Hotel-Minibar eine Büchse Bier und eine grosse Buddel Mineralwasser im Family-Store kaufen.

Dabei fiel mir an einem neu-alten Tempel auch ein seltsames Relief auf: Die Drachen verweisen auf Asien, die geflügelten Schalmeien-Spieler scheinen mir ein christliches Motiv zu sein. Kaum zurück im Hotel, meldete sich die Kabinenverpflegung in den Gedärmen. Nichts böses ahnend, eilte ich zur Toilette.

Und sah mich mit dem Arbeitsplatz vom Scottie aus Startrek Enterprise konfrontiert. Ich kenn ja einige Produkte von Panasonic, aber ein Klo? Noch dazu eins mit jeder Menge Knöpfe und Einstellungen?

Verdankenswerterweise war die kryptische Beschriftung mit einigen englischen Vokabeln ergänzt, so dass ich den reinigenden Strahl stufenweise von Hydro-Cutter über Kärcher auf angenehm runterregeln konnte.

Und die ganz in asiatischen Zeichen gehaltene Wartungsanweisung? Die braucht ohnehin nur die Putzequipe zu kümmern.