Freitag, 25. Dezember 2009

Weihnachtszeit ist «Greencup»-Zeit

Die zehnte Austragung des «Greencup»-Weihnachtsdownhills ist im Kasten. Erstmals traten drei Unerschrockene auf Quervelos an. Respekt, die Herren.

Für die Jubiläumsausgabe kehrte der «Greencup» nach Gachnang zurück, wo ihn die Gebrüder Manuel und Gäbe Maier 1999 erstmals organisierten. Und zum Jubiläum gab es sogar einen Wanderpokal. Trotz unsicherer Wetteraussichten traf am Mittag des Weihnachtstages Starter um Starter beim Schützenhaus in Gachnang ein.

Besonders Markus, Uwe und Simpi wollten es wissen: Statt auf grobstollig bereifte Downhiller vertrauten sie ihren Cyclocross-Maschinen. Weil die Strecke in Gachnang keinerlei Steine, nur eine ganz kurze und umfahrbare Treppe und nur mässig viele (dafür umso perfider verlaufende) Wurzeln aufweist, waren die Drei auf dünnen Reifen sogar richtig schnell unterwegs – spätestens im zweiten Lauf.

Zumindest das Vorderrad an Simpi’s Crosser nahm ihm die Jagd nach der Bestzeit aber übel und eierte bedenklich. Auch Marek hatte Pech: Als er sich im ersten Lauf um einen Baum wickelte, wurde die Leitung der Vorderbremse aus dem Hebel gerissen. Ansonsten blieben Stürze oder Materialschäden aus, und auch der erste Platten machte sich erst nach der Siegerehrung bemerkbar. Mit Manuel erwischte es einen der Gastgeber, und das erst noch wegen eines Nagels.

Die schnellsten mit den groben Bikes blieben auf dem meist nur lenkerbreiten zum Teil deutlich unter zwei Minuten, was heisst, das sie die Bremsen nicht eben oft benutzt haben. Ein Vorteil des Fehlens einer Aufstiegshilfe war, dass ich trotz kurzer Hose (doppelt, einmal enganliegende Trägerhose mit Schützern und eine weit geschnittene Cordura-Hose drüber) bei den zwei Stunden im Wald nicht ins Frieren kam.

Das änderte sich, wie der zweite Lauf und damit das ganze Rennen gelaufen war: Noch während Manuel und Gäbe an der Rangliste knobelten, setzte ein Graupelschauer ein. Also verzog sich die ganze «Greencup»-Bande für die Siegerehrung unters Vordach des Schützenhauses Gachnang. Auf dem Weg zum Bahnhof Islikon setzte ein richtiger Regenschauer mit Windböen ein, und auch in Winterthur präsentierte sich das Wetter nicht wirtlicher. Kaum zu Hause angekommen, riss die Wolkendecke auf – verrückt.

Selbst hab ich mich bei der Weihnachtsgaudi nie hingelegt, war aber auch nicht besonders schnell unterwegs. An der Puste lag es nicht, eher an der zickenden Gangschaltung. Immerhin hat sich der Stress beim Frühstück gelohnt, wo ich zwischen zwei Schlucken Kaffee noch schnell die Reifen wechselte.

Der böse Schlammreifen mit dem leicht anrüchigen Modellnamen («KOT» - steht für King of Traction) hat brav seinen Dienst verrichtet, auch wenn er sich in Kurven wegen der langen, flexiblen Stollen sehr gewöhnungsbedürftig anfühlt.

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Aus aktuellem Anlass...

... und in einer ganzen Reihe von Sprachen: Meine Glückswünsche zu Weihnachten an die Besucher meines Blogs.

(anclicken zum Vergrössern... und nein:
that is NOT a christmas tree)


Also geniesst die Feiertage und ladet Eure Akkus auf. Denn das nächste Jahr kommt bestimmt.

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Tatort Küche

Bevor ich mich über das, was gerade aufm Herd am Köcheln ist, her mache, stell ich doch mal ein paar Bilder davon ins Web.

Green Thai Curry mit Reis und Poulet - wohl bekomms.

Und natürlich stilecht aus einer Schale mit Stäbchen.

Dienstag, 22. Dezember 2009

Social Networking kills the Casting Crap

In den vergangenen Jahren stand um die Weihnachtszeit immer der Gewinner der britischen Casting-Show «X-Factor» zuoberst in der Hitparade. Nicht 2009, und das erst noch dank Facebook und MySpace.

Hätte an die Chart-Spitze klettern sollen, wenn alles wie in den vergangenen Jahren gelaufen wäre:
Joe McElderry, Gewinner der Casting-Show «X-Factor».

Ich bin wahrlich kein Fan von Social-Networking-Plattformen wie MySpace und Facebook. Was Leute, die ansonsten angesichts von biometrischen Pässen und Kameraüberwachung nicht müde werden, vor dem Big Brother zu warnen, dort bereitwillig über sich und ihr Privatleben verraten, geht oft auf keine Kuhhaut. Und kann bei Job-Bewerbungen gar zu einem handfesten Problem werden.

Ikonen der Protest-Bewegung, nun erfolgreich für einen Protest genutzt:
Rage Against The Machine in typischer Antistar-Pose.

Nun ist es in England aber gelungen, dem Kalkül der Unterhaltungsindustrie einen fetten, wenn auch virtuellen Knüppel zwischen die Haxen zu schmeissen. Aus Protest gegen das x-te Klonprodukt der TV-Castingshow «X-Factor» wurde über Facebook, MySpace und Twitter dazu aufgerufen, sich in der Woche vor Weihnachten den Uralt-Track «Killing in the Name» von Rage Against The Machine runterzuladen.

Und siehe da: Der wütende Protestsong aus dem Jahr 1993 ziert an Stelle von Castingshow-Sieger Joe McElderry die Spitze der britischen Singlecharts. Und Rage Against The Machine haben angekündigt, erstens die aus den kostenpflichtigen Downloads des Songs erwirtschafteten 65'000 Pfund für einen guten Zweck zu spenden. Und zweitens im kommenden Jahr ein Konzert in England zu geben, um sich bei den britischen Fans zu bedanken. Die überraschten Reaktionen von RATM-Frontmann Zack de la Rocha und dem Intitianten der Web-Kampagne gegen den Casting Crap kann man auf der BBC-Website geniessen.


An die Adresse der Unterhaltungsindustrie bleibt noch, angesichts dieses Lehrstücks in medialem Konsum-Ungehorsam frei nach Rage Against The Machine zu sagen: «Fuck you, I won’t do what you tell me...».Auch wenns ein etwas heftiger Weihnachtsgruss ist.

Breaking the Ice

Nach einigen Tagen sibirischer Kälte steigt das Thermometer wieder - eine ideale Gelegenheit, den Kühlschrank mal radikal zu reinigen.

Schritt 1: Alles raus ausm Kühlschrank, auch die Tablare und Schubladen.

Selbst pflege ich nur wenige Vorräte im Haus zu haben: Der Weg zu den Läden ist kurz, und Frischwaren sind mir allemal lieber als Tiefkühl-Kost. Entsprechend verwende ich auch nur einen Teil des Kühlschranks - in der Regel das oberste von drei Tablaren. Die Tiefkühl-Fächer werden gar noch weniger genutzt: Für Eiswürfel, Cold-Hot-Packs und die Ernte vom Balkon.

Mehr Eis als einem Lieb sein kann: Ein Blick ins Tiefkühlfach.

Als nun einen guten Monat nach dem Auszug meines Mitbewohners die Temperaturen am Montag tagsüber bei 3 Grad verharrten, war die Gelegenheit zum Ausmisten des Kühlschranks ideal: Was nicht mir gehörte, wanderte in den Abfall, die gesamten Schubladen und Tablare zum Einweichen in die Badewanne und meine Vorräte in einem Pappkarton auf den Balkon.

Schritt 2: Entfernen des Eises nach dem Abtauen...

... und ab in die Wanne, damit das Schmelzwasser die Küche nicht flutet.

Dann wurde die Kühlung abgeschaltet, und nach einigen Stunden, in denen ich bereits alle Kunststoff-Teile in der Badewanne sowie den geräumten Kühlschrank gründlich reinigen konnte, war auch der Tiefkühler so weit abgetaut, dass sich das Eis in grossen Stücken und vor Hand heraus lösen liess.

Eisfrei und sauber: Das Resultat kann sich sehen lassen, und zwar im Tiefkühlfach...

Nun, am Schluss resultierte eine stolze Menge Eis. Und ein Kühlschrank, der nicht nur optisch weitaus sauberer wirkt, sondern in dem auch eine frische Zitrusnote dominiert. So solls sein!

... wie auch im Rest des Kühlschranks: Eine saubere Sache.

PS: Die Minarett-Initiative und der Ausgang der Abstimmung über selbige war auf diesem Blog schon wiederholt ein Thema. Diesmal will ich einfach Jon Stewart, einen der scharfzüngigeren Polit-Comedy-Stars der USA, sprechen lassen. Nein, das ist kein Gutmensch, der sich schämen muss (oder will), ein Schweizer sein.

The Daily Show With Jon StewartMon - Thurs 11p / 10c
Oliver's Travels - Switzerland
www.thedailyshow.com
Daily Show
Full Episodes
Political HumorHealth Care Crisis


Das ist ein kritischer Geist, der sich seine berechtigten Gedanken darüber macht, was genau der ach-so-souveräne Souverän mit diesem Mehrheitsvotum gemeint und welchen Eindruck die selbsternannte Insel der Seligen namens Schweiz damit im Rest der Welt geweckt hat. Von wegen Panik vor einer umfassenden Islamisierung und der Scharia in Folge von vier Minaretten... Aber ich vergass: Es hat ja niemand etwas gegen Ausländer oder Muslime in der Schweiz, aber... Jaja, meine liebe Froue und Manne, wenn das "aber" nicht wäre. Dann wäre es mir um ein Vielfaches wohler in diesem Land.

Samstag, 19. Dezember 2009

Geburtstag: Bilder-Gallerie

Da ich wieder einmal ein Jahr älter geworden bin, hat sich ein Teil unseres Clans im Wohnzimmer meiner Eltern in Steckborn getroffen - bei Snert und Kaaskoek.

Weil der runde Esstisch im Wohnzimmer meiner Eltern in etwa dieselbe Fläche aufweist wie die Küche meiner Wohnung,
erschien ein Ausweichen am Geburtstag als gute Idee.

Mutter schöpft, ihr Enkel Nandi guckt erwartungsfroh zu.

Gestatten? Eine grosse Pfanne voll holländischer Erbsensuppe,
in der Umgangssprache auch "Snert" genannt.

Im Sommer ist Snert zu heftig, aber wenns draussen friert und Neffen mit halben Pelztieren
aufm Kopf herum laufen wie hier Vinicius, dann ist es "Snert-seizoen".

Lang, länger, Merel: Die kleine Tochter von Sjoerd und Claudia
konnte von der Erbsensuppe kaum genug bekommen.

Und auch sonst war Merel wie (fast immer) guter Dinge.

Ich übrigens auch, selbst wenn dieses Grimassen-Selbstportrait einen
anderen Eindruck vermitteln könnte...

Leise rieselt der Rost...

Auch in der Weihnachtszeit trifft man auf Velos in einem fortgeschrittenen Stadium des Zerfalls – wie dieses Häufchen Elend, das am Bahnhof Winterthur vor sich her gammelt.

Das jüngste Bild des Elends auf zwei Rädern bot sich mir in Gestalt dieses Citybikes am Bahnhof in Winterthur. Und dieses Modell «Arizona» des Herstellers «California Bike» (eine geballte Ladung Amerikanismus für eine solche Schrottmühle aus Fernost, die im Baumarkt Jumbo zu Tiefstpreisen verhökert wird) lässt kaum einen Punkt im Sündenregister der Bahnhofsschwarten aus.

Hinten ein Plattfuss, Sattel und Stütze geklaut, der Antrieb komplett rostig und der Zug der Vorderradbremse ausgehängt, dazu noch der abgeknickte Frontscheinwerfer. Selbstverständlich ist dieser Haufen Schrott mit einer Kette abgeschlossen, so dass man ihn nur mühsam aus dem Weg bewegen kann.

Dass der ursprüngliche Besitzer dieser Rostlaube nochmals vorbei schaut, erscheint mir doch sehr unwahrscheinlich. Eher haben wir es hier mit einem weiteren Fall wilder Altmetall-Entsorgung am Bahnhof Winterthur zu tun. Womit sich die ohnehin angespannte Situation in Sachen Fahrrad-Abstellplätze auch nicht bessert. Daher meine Bitte an den Besitzer: Den Schrott abholen und in eine Mulde schmeissen.

Freitag, 18. Dezember 2009

Das Minarett – radikal marktwirtschaftlich betrachtet

Die ganze Diskussion um Muslime, Parallelgesellschaften und Leitkultur dreht zur Zeit im roten Bereich. Zeit für einen irritierenden Einwurf – oder wie man die SVP mit SVP-Argumenten ad Absurdum führt. Denn intelligenter Widerspruch ist kein Monopol des Roger Köppel...

Die SVP sieht sich gerne als radikal marktwirtschaftliche und freiheitliche Partei – das ist zwar etwas kurios bei der Interessenvertreterin von Landwirtschaft und Gewerbe und beisst sich auch mit dem Widerstand gegen Parallelimporte. Aber wohlan, nehmen wir die «Froue und Manne» mal genau bei ihrem Wort. Und schauen, was dabei raus kommt.

So wird die SVP nicht müde zu betonen, dass es in der Schweiz zu viele Gesetze gebe und dass der Staat dem Bürger zu oft bei Privatangelegenheiten drein rede. Nun, wenn man davon ausgeht, dass die Schweiz ein laizistischer Staat ist (und das will ich schwer hoffen), dann hat der Staat kein Gesetz zu erlassen, das einer bestimmten Glaubensgemeinschaft unnötige Vorschriften macht. Wohlgemerkt, es geht hier nicht um das Diskriminierungsverbot, das von Gutmenschen unablässig (und zurecht) gegen die Minarett-Initiative bemüht wird, sondern um den überregulierenden Staat, der die Freiheit der Individuen ebenso unnötig wie unverhältnismässig beschränkt.

Zudem ist die SVP eine ganz grosse Verteidigerin des Föderalismus in der Schweiz – und der Gemeindeautonomie. Zentralisierungs- oder Harmonisierungsbestrebungen sind dieser Partei ein Greuel, wie ihr Widerstand in der Bildungspolitik gegen Harmos zeigt. Daher hätte sich die SVP eigentlich auch mit Vehemenz gegen den eidgenössischen Bauvogt stellen müssen, der den Gemeinden und Kantonen in Fragen der Bau- und Zonenplanung nun unnötig reinredet.

Vor allem aber spricht das marktwirtschaftliche Denken gegen den Griff zur Verbotskeule: Denn wenn nur der reine und unverfälschte Markt jeweils ein optimales Resultat zeitigt und jeder Staatseingriff zu Verzerrungen mit Kostenfolgen führt, dann kommt ein Minarett-Verbot nicht in Frage. Vielmehr müsste dann den Muslimen als dynamisch wachsender Glaubensgemeinschaft die Möglichkeit offen stehen, Sakralbauten von Gemeinschaften mit erodierendem Mitgliederbestand, aber stark ausgebauter Infrastruktur (im Klartext: den Landeskirchen!) zu übernehmen und nach entsprechenden baulichen Anpassungen für ihre Zwecke zu verwenden.

DAS, meine liebe Froue und Manne, wäre wahre und reine Marktwirtschaft! Das Minarett-Verbot hingegen ist ein unverhältnismässiger Eingriff ins Spiel der Marktkräfte, und hat somit den rostigen Paragraphen verdient, den die «IG Freiheit» jeweils an Personen verleiht, die sich aus ihrer Sicht besonders um unnötige Gesetze verdient gemacht haben. Weil die «IG Freiheit» aber eine mehr schlecht als recht kaschierte SVP-Veranstaltung ist, wird es dazu nicht kommen.

Gleichwohl sind die selbsternannten Hohepriester der radikalen Marktwirtschaft und des freiheitlichen Staates hiermit dazu aufgefordert, mir stringent darzulegen, wie sich ein gesamtschweizerisch Minarettverbot mit der Reinheit der marktwirtschaftlichen Lehre und des freiheitlich-föderalen Staates verträgt. Ich bin gespannt...

Dienstag, 15. Dezember 2009

Flyer-Killer aus Deutschen Landen

Bisher unterscheidet man zwischen zahmen eBikes, bei denen die Unterstützung des Elektromotors nur bis 25km/h wirkt, und den schnellen Varianten. Kommt mit Grace nun eine neu Kategorie?

Die Eckdaten von Grace (anclicken für mehr Infos) sind beeindruckend: In der Werkseinstellung mit 48 Volt darf man sich bis 45km/h auf Unterstützung durch den Elektromotor in der Hinterrad-Nabe freuen. Aber dies ist quasi die abgeriegelte Variante, denn der Antrieb liesse sich auch mit 96 Volt betreiben, was dann Tempi bis 70km/h erlauben würde. Da sollten sich sogar die weltbesten Sprinter warm anziehen. Und sogar Fahrer des hier auch schon vorgestellten eRockit sollten sich den Blick in den Rückspiegel angewöhnen, wenn Grace auf die Strasse gelassen wird.



Dafür sollte man auch eine Motorrad-Versicherung für Grace abschliessen und nur mit Helm auf dieses Über-eBike klettern. Denn neben dem Tempo verweisen auch die Hupe und der in einem CNC-gefrästen Gehäuse untergebrachte Scheinwerfer darauf, dass wir es hier nur noch bedingt mit einem Fahrrad zu tun haben. Der voluminöse Alu-Rahmen des Teils wird übrigens bei Kalle Nicolai in Külftal-Lübrechtsen gefertigt - einem der wohl besten, sicher aber innovativsten Rahmenbauer Deutschlands. Trotz der auf Anhieb etwas arg grobschlächtigen Optik kommen auch Aestheten auf ihre Kosten, sind doch der Akku wie die ganzen Kabel im voluminösen Rahmen versteckt.


Zwar ist der Preis für Grace eher prohibitiv hoch (5877 Euronen, und das exklusive Mehrwertsteuer), aber dafür ist mit 67 Farbtönen auch für Individualität gesorgt. Und wenn man weiss, wie viele bis zum letzten individualisierte Flyer zum gleichen Preis bereits in der Schweiz rumrollen, dann dürften sich auch für Grace Käufer finden.

PS: Laut der britischen Fahrrad-Site Bike Radar werden in China im laufenden Jahr gegen 20 Millionen eBikes verkauft. Die Zahl muss man sich mal zuerst auf der Zunge zergehen lassen.

Kurisumasu omedeto @ Osaka

Aus dem Land der aufgehenden Sonne erreichte mich eine Weihnachtskarte - Poststempel Osaka.

Leider musste ich auf die Einladung verzichten, mir im Januar die Shimano-Zentrale in Osaka anzugucken - verbunden mit Trips zu den Zweigwerken in Singapur und Malaysia. Selbst wenn Shimano für Kost und Logis vor Ort aufkam, erwiesen sich die Flugkosten als zu happig.


Also muss mein Land der Träume, das eben weder die USA noch Australien oder Kanada, sondern Japan ist, noch eine Weile warten. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Früher oder später werde ich es bis nach Nippon schaffen, diesem Land, in dem Tradition und Moderne so nah nebeneinander exisitieren.

Bis dahin bleibt mir nur, ein herzliches "Kurisumasu omedeto" in Richtung Osaka zu sprechen. Und weil Neujahr nicht mehr weit ist, gleich noch "Shinnen omedeto" anzufügen.

Dienstag, 8. Dezember 2009

Von Gespenstern, Totengräbern und miesem Stil

Auf dem Rückweg von einer Sitzung bei der bfu in Bern stach mir gestern Abend das Cover der aktuellen Ausgabe der Weltwoche ins Auge. So viel vorweg: Roger Köppel dreht am Rad – und wirft dabei jeden Anstand über Bord.

Schon im Vorfeld der Ersatzwahlen für Samuel Schmid machte die Weltwoche als SVP-Kampfpostille mit einem reisserischen «Verschwörung gegen die Schweiz» auf, illustriert mit den Portraits von zehn der Weltwoche (und damit der SVP, und umgekehrt) missliebigen, weil mutmasslich für die Abwahl des heiligen Christoph aus dem Bundesrat verantwortlichen Politikern. Dass die Portraits in Stil und Anordnung daher kamen wie RAF-Fahndungsplakate unseligen Angedenks, war wohl seitens der Weltwoche nicht ganz unbeabsichtigt. Her mit dem heissen Herbst, oder so ähnlich.

Im Nachgang der Abstimmung zur Minarett-Initiative schickt sich nun Roger Köppel an, dem begriffsstutzigen, urbanen und weltoffenen Teil der Schweizer Bevölkerung die Demokratie zu erklären. Bereits am Abend nach der Abstimmung meinte er süffisant, es gehe ein Gespenst um, und dieses heisse Demokratie. Bloss: Ist es Demokratie, wenn eine Mehrheit etwas entscheidet, was in Konflikt sowohl zur Europäischen Menschenrechtskonvention wie zur eigenen Verfassung steht – und sich darum kaum wird umsetzen lassen? Ist es Demokratie, wenn dem Volk eine Entscheidungsgewalt suggeriert wird, die es so nicht hat?

Roger Köppel geht noch weiter, denn auf dem aktuellen Cover der Weltwoche sind wieder Portraits von Politikern zu sehen, mit denen Köppel das Heu nicht auf der gleichen Bühne hat. Dazu in fetten Lettern die Worte «Totengräber der Demokratie». Der Hintergrund: Die Gegner des Minarettverbots wollen das Verdikt so nicht hinnehmen. Und überlegen sich, mit einer Initiative die Aufhebung desselbigen zu verlangen oder das Verbot vom Europäischen Gerichtshof prüfen – und wohl auch kippen zu lassen. Für Köppel Grund genug, schon auf der Titelseite seiner Postille zu einer veritablen Hatz auf andersdenkende zu blasen.

Mit Verlaub: Die Sicht Köppels und der SVP, wonach das Schweizer Volk der Souverän und dieses in seinen Entscheidungen komplett frei sei, ist so nicht haltbar. Das hat mit Demokratie sehr wenig, dafür mit Populismus und Willkür umso mehr zu tun. Wie bei der Monarchie gilt auch bei der Demokratie: Wenn sie weder an eine Verfassung noch an Kontrollmechanismen gebunden ist, wird sie zur absoluten Demokratie, zur Herrschaft der Mehrheit, ohne Rücksicht auf und durchaus bewusst auf Kosten von Minderheiten. Und dann wird’s sehr schnell sehr unappetitlich.

Nun ist die SVP schon länger der Meinung, dass nichts über dem Verdikt des Volkes zu stehen habe. Und daher lanciert (oder unterstützt) diese Partei auch wiederholt Initiativen, die sich nicht nach dem Willen der Initianten umsetzen lassen, ohne wesentliche Grund- oder Menschenrechte anzutasten. Das war schon bei Verwahrungsinitiative der Fall, und das ist nun bei der Minarett-Initiative nicht anders. Dies hat durchaus System, denn als Verfechterin des Isolationismus sind der SVP internationale Verpflichtungen und Verträge ein absoluter Gräuel. Egal ob EMRK, UNO-Kinderschutzkonvention oder was auch immer.

Prompt ertönte nach dem Ja zur Minarett-Initiative seitens der SVP die Forderung, nun die EMRK zu kündigen. Mit Verlaub, liebi Froue und Manne: Nach einem solchen Schritt fände sich die Schweiz im gleichen Boot mit Serbien und Russland. Das letzte Land, welches die EMRK von sich aus gekündigt hat, war übrigens Griechenland – nach dem Militärputsch Ende der 60er Jahre. So lange in der Schweiz weder das Militär noch die AUNS putschen und die Hatz auf köppel’sche Totengräber der Demokratie nur aufm Papier stattfindet, scheint mir ein solcher Schritt ebenso übereilt wie unüberlegt.

Intelligenter Provokateur - oder Lohnschreiberling der reaktionären Rechten?

Der schrille Ton der Köppels, Fehrs, Schlüers und Toni Brunners macht aber eines deutlich: Auch diesen Herrschaften ist klar, dass die Umsetzung der Minarett-Initiative ihre Tücken hat. Und dass diese vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof kaum Bestand haben dürfte, weil sie gegen das (in der Schweizer Verfassung verbriefte) Diskriminierungsverbot verstösst. Also wird schon einmal auf Vorrat Stimmung gemacht. Dass dies auf der Titelseite einer Zeitung geschieht, ist bemerkenswert, zumal in diesem schrillen Ton. Von Trennung von Nachricht und Kommentat respektive Meinung keine Spur, vom verfehlten Tonfall mal ganz zu schweigen.

Herrn Köppel ist zu wünschen, dass er sich nicht plötzlich von dieser Kampagne distanzieren muss, weil jemand sich dazu aufgefordert gefühlt hat, etwas gegen die als Totengräber der Demokratie verunglimpften zu unternehmen. Die Büchse der Pandora hat Köppel geöffnet, fraglich ist bloss, welche Folgen dies hat.

Montag, 7. Dezember 2009

Und die Schweiz bewegt sich doch...

Anfangs Oktober noch hatte sich der Nationalrat geweigert, eine zusätzliche Million für Antidoping Schweiz zu sprechen – und damit in der Schweiz neben Urin- auch Blutkontrollen zu ermöglichen.

Weil ich anfangs Oktober diese Knausrigkeit der grossen Kammer des Schweizer Parlamentes an dieser Stelle unmissverständlich kritisiert habe, komme ich nun nicht umhin, das Einlenken des gleichen Parlamentes zu vermelden. Nachdem der Nationalrat bereits am 1. Dezember diesen Jahres seinen per Stichentscheid der Ratspräsidentin zu Stande gekommenen Knauser-Entscheid revidiert hatte, zog am 3. Dezember auch der Ständerat nach – und winkte die zusätzliche Million fürs Budget von Antidoping Schweiz durch.

Neu wird der Bund somit 2.7 Millionen Schweizer Franken pro Jahr an Antidoping Schweiz überweisen, während der Beitrag von Swiss Olympic (und damit von den Sportverbänden) bei 1.9 Millionen Franken bleibt. Dank dieser Aufstockung der Mittel kann Antidoping Schweiz gemäss CEO Marc-André Giger 2010 damit beginnen, die Kontrolldichte im Lande markant zu erhöhen – und dabei neben Urin- auch auf die weit aufschlussreicheren Blutkontrollen zu setzen, für die bisher in der reichen Schweiz das Geld fehlte. Giger hatte seinerzeit kein Blatt vor den Mund genommen und klar gemacht, dass eine glaubwürdige Kontrollpolitik gegen Doping nicht zum Nulltarif zu haben sei.

Spricht Klartext zur Frage, wo die Schweiz in Sachen Dopingbekämpfung steht:
Antidoping Schweiz-CEO Marc-André Giger.

Somit bleibt der Schweiz die Schmierenkomödie erspart, dass solche Kontrollen nur dank Finanzhilfen des weltgrössten EPO-Produzenten AMGEN realisiert werden können. Und Blutkontrollen sind angesichts der modernen Methoden der Leistungsoptimierung (Stichworte: Eigenblutdoping, Hormondoping) die einzig erfolgsversprechene Methode, um Betrüger zu erwischen. Denn mit Hilfe der Pippi-Probe lassen sich nur noch die ärgsten Steinzeit-Doper überführen. In diesem Sinne und nach dem Motto «lieber spät als gar nie» ein Dankeschön an die Damen und Herren Parlamentarier in Bern.

Sonntag, 6. Dezember 2009

Schlauchlos glücklich?

Mavic's UST-Technologie hat sich im Mountainbike-Segment etabliert - nun versuchen die Franzosen den Sprung auf den Rennrad-Markt.

Was beim Auto Gang und Gäbe ist, gilt bei Fahrrädern immer noch als exotisch: Die Rede ist von der Kombination luftdichter Felgen und Reifen, welche einen Schlauch obsolet macht. Denn dieser Schlauch ist oft das schwächste Element am Rad und sorgt für Plattfüsse - etwa, wenn man über ein Hindernis räubert und dabei der Reifen voll auf die Felge durchschlägt. In solchen Fällen haucht der Schlauch ganz schnell seine Luft aus, und der Fachmann spricht von einem "Snakebite", weil der Schlauch zwei typische Stanzlöcher aufweist.


Dieses Problem soll dank der Tubeless-Technologie passé sein. Zudem kann man solche Räder mit deutlich weniger Reifendruck fahren - was der Traktion respektive dem Fahrkomfort zu Gute kommt. Weil kein Schlauch am Reifen reiben kann (das sogenannte "Walken", aber ohne "nordic" und ohne Stöcke), handelt man sich mit dem geringeren Luftdruck auch keinen erhöhten Rollwiderstand ein.


So weit die Theorie. Die Erstmontage der leichten "Atom"-Reifen von Hutchinson, die mir die Velok AG für den Test geschickt hat, gestaltete sich nicht ohne Tücken. Zum Glück erfolgte sie in einer Fachwerkstatt, so dass neben dem Luftdruck-Kompressor auch Fachpersonal am Start war - denn der Umgang mit der Dichtmilch will gelernt sein - oder führt unweigerlich zu mittleren Schweinereien. Nun, die Räder sind montiert, einen passenden Speichenmagneten für die abgeflachten Messerspeichen habe ich auch noch auftreiben können.

Gestatten? Das Tricon RR1450, erstes Systemlaufrad aus dem Hause DT Swiss.

So bin ich zuversichtlich, bis im kommenden Frühjahr genügend Kilometer mit diesem Set-Up abspulen zu können, um einen Erfahrungsbericht in Sachen Road Tubeless an die NZZ am Sonntag liefern zu können. Kombiniert mit einer Produktevorstellung der ersten System-Laufräder von DT Dwiss. Diese hören auf den Namen "Tricon" und sind zunächst in je einer Ausführung für Mountain Bikes sowie für Rennräder erhältlich.

Dienstag, 1. Dezember 2009

Platten-Tipp: Die schrägen Geier

Wer roh produzierten, vertrackten Gitarren-Sound mag, kommt in diesen Tagen nicht an der CD von «Them Crooked Vultures» vorbei. Bei mir lag sie heut im Briefkasten. Beste Medizin gegen eine Überdosis Weihnachts-Kitsch.

Heute in der Post - und bis auf weiteres im CD-Spieler.

Eigentlich ist Josh(ua) Homme der Frontmann der «Queens of the Stone Age», einer der wohl einflussreicheren Rock-Bands des 21. Jahrhunderts. Doch das wäre für einen Tausendsassa wie Homme kaum ein Fulltime-Job, und darum initiiert der Kerl immer wieder Bandprojekte mit exquisiter Zusammensetzung. Ganz abgesehen davon, dass auch seine Partnerin keine unbekannte ist: Brody Dalle ist wohl eine der schrilleren Punkrock-Röhren der Gegenwart. Nimmt mich Wunder, wie es tönt, wenn die beiden ein Wiegenlied für ihr Kind anstimmen.

Schräger Geier #1: Josh Homme

Aber zurück zu Homme und seinen Bandprojekten: Bevor er die «Queens of the Stone Age» mitbegründete, war Homme schon Teil von «Kyuss». Beide Bands gelten als stilprägend für den sogenannten «Stoner Rock» oder «Desert Rock» - und beiden Spielarten ist gemeinsam, dass sie sperrig, kantig und roh, aber dennoch präzise produziert daher kommen. Keine Musik, die sich einem beim ersten Hinhören erschliesst. Aber welche, die auch beim zwanzigsten Mal noch neue Facetten offenbart. Und bei der zumindest ich nicht stillsitzen kann.

Schräger Geier #2: Dave Grohl

Nach dem Grüsel-Rock-Projekt «Eagles of Death Metal» (ein gewisser Einfluss dieser Band auf meine Gesichtsbehaarung ist nicht zu leugnen) hat sich Josh Homme für sein neustes Projekt mit zwei grossen Namen zusammen getan: Dave Grohl war einst der unbekannteste Dude bei Nirvana (der hinterm Schlagzeug), lieferte dann mit den «Foo Fighters» eingängig-melodiöse Rocksongs in Serie ab, verlieh aber auch dem Queens-Album «Songs for the Deaf» Kraft seines hochpräzisen Schlagzeugspiels eine Menge Drive und war am Band-Projekt Probot beteiligt. Nochmals so ein Hansdampf in allen Rockgassen, also.

Zwei Gitarrenhälse sind was für Stümper! Schräger Geier #3: John Paul Jones.

Der dritte im Bunde bei «Them Crooked Vultures» ist John Paul Jones, einst Bassist von Led Zeppelin und damit schon eines Platzes im Metal-Himmel sicher. Zusammen mit Homme und Grohl läuft Jones zu einer Form auf – und das mit bald 64 Jahren. Ein besonderes Lob verdient auch die Art, wie «Them Crooked Vultures» mit dem Internet umgehen. Während andere Stars kleine Raubkopierer juristisch piesacken und ewig über die Einnahmen-Ausfälle durch das böse Internet jammern, haben Homme, Grohl und Jones das Web für ihre Zwecke gekapert.

Neben einem eigenen YouTube-Kanal, auf dem man sich alle Tracks der CD anhören kann, sorgten vor allem auf YouTube verbreitete Raub-Mitschnitte von verschiedenen Überraschungs-Konzerten an Festivals dieses Sommers dafür, dass «Them Crooked Vultures» im Gespräch blieben – auch wenn noch kein Release-Datum für die CD bekannt war. Ein Meisterstück dafür, wie man sich als Musiker das Internet zu Diensten macht, statt dagegen anzukämpfen.

Es ist vollbracht...

Die vergangene Woche hab ich insgesamt 34 Stunden damit verbracht, drei Vorlage-Ordner für die Bauzeichner-Berufsausbildung je 19 mal zu vervielfältigen. Heute um 11:30 Uhr war die Sache im Kasten.


Auch eine heftige Erkältung und das Rumzicken eines revisionsbedürftigen, zehnjährigen Photokopierers, dessen Toner-Kartusche an Altersinkontinenz zu leiden schien, konnten mich nicht aufhalten. Statt dessen musste halt das kombinierte Kopier-/Scan-/Fax-Gerät mit Druckfunktion umso mehr arbeiten.

Spuren der Kopierschlacht: Verpackungen leerer Farbpatronen und der Bildtrommel.
Das gerahmte Photo im Hintergrund passt gut zum Grossauftrag.

Das machte sich wiederum in Form eines beachtlichen Verschleisses bemerkbar: In den vergangenen Tagen verschwanden Farbpatronen, Bildtrommeln und dergleichen im Wert von über 600 Franken in dem Gerät. Und insgesamt 4 Packungen à je 2500 Seiten A4, weiss und zum Glück FSC-zertifiziert. Dass die Bürogeräte bei stundenlangem Vollbetrieb so viel Abwärme produzieren, dass man gleich aufs Heizen verzichten kann, sei nur am Rande erwähnt.

In Reih und Glied: Die Bundesordner und die Kopien, die in ebendiese gehören.

Aber die Kantone Thurgau und Schaffhausen kommen ja für die Kosten auf, also passt das schon.

Sonntag, 29. November 2009

Faust im Sack – Brett vorm Kopf

Es ist grau. Und Sonntag. Ein grau(enhaft)er Abstimmungssonntag. Denn die Annahme der Minarettsverbots-Initiative zeichnet sich ab. Herr und Frau Schweizer erweisen sich einmal mehr als die Meister der Faust im Sack.

Die Minarettverbots-Initiative bot den Stimmberechtigten mal wieder die Möglichkeit, aus dem Schutz der Anonymität (geheime Stimmabgabe) ihrem Unbehagen über das Fremde Ausdruck zu verleihen. «Das Fremde» sind in diesem Fall Minarette als sichtbares Beleg für die Anwesenheit der muslimischen Gemeinde in der Schweiz. Und deren Bau soll durch einen Zusatz in der Verfassung im ganzen Land verboten werden.

Wohlgemerkt: Bisher stehen in der Schweiz keine 5 Minarette, und diese noch nicht einmal an repräsentativen Standorten, sondern meist an verkehrsumtosten Standorten in Gewerbezonen. Für den rechten Rand des politischen Spektrums um SVP, EDU und Lega kein Grund, auf eine alarmistische Verbotsinitiative zu verzichten, welche vor allem ein Ziel verfolgt: Muslime in der Schweiz auszugrenzen, so diese sich nicht komplett assimilieren wollen.

Das Fremde als Bedrohung
Dass es den Initianten nur ganz am Rande um den Bau von Minaretten als vermeintlichen «Machtsymbolen eines politischen Islams» (O-Ton der Initianten) geht, verrieten die Diskussionen im Vorfeld der Abstimmung: Da ging es um die Unterdrückung der Frau im islamischen Kulturbereich (ein Thema, bei dem sich die SVP zumindest auskennt, denn diese Partei bekämpft alle Massnahmen, welche die Frau von Kinder, Küche und Kirche weg zu einer selbständgen Gestaltung des Lebens führen könnten), um Kopftuch, Schleier und Burka, um die drohende Einführung der Scharia und islamistische Parallelgesellschaften und Hassprediger.

Kurzum: Acht Jahre nach 9/11 mussten die Muslime in der Schweiz als Feindbild hinhalten. Das alles könnte man als Episode abtun, wenn die Initiative deutlich verworfen worden wäre. Aber leider kommts anders: Herr und Frau Schweizer wollten diesen Muslimen (die zu gut 90% als Billig-Arbeiter ins Land kamen und deren Kinder die Schweiz vor kurzem in Nigeria zum U17-Weltmeistertitel im Fussball geschossen haben) Kraft ihres Stimmzettels mal wieder zeigen, wer Chef im Schweizerhaus ist.


Ist die Initiative auf Gesetzesstufe umsetzbar?
Dass diese Machtdemonstration nicht dazu geeignet ist, die Integration der Muslime in der Schweiz zu erleichtern, ist eine Sache. Genauso wie der Eingriff in die Gemeindeautonomie - denn Bauzonenordnungen liegen ansonsten in der Kompetenz der Gemeinden. Dass nun eine Ungleichbehandlung verschiedener Religionsgemeinschaften in die Verfassung eines laizistischen Staates geschrieben werden soll, die an sich Kultfreiheit und eine Gleichbehandlung aller Gemeinschaften vorsieht, ist eine andere Sache. Gespannt darf man zudem sein, wie islamistische Hardliner in Ländern wie Pakistan auf die Kunde des Minarettverbots reagieren.

Sollte es dort zu Ausschreitungen kommen, werden diese von den Initianten zweifellos wieder als Beleg für die gewaltbereite Natur des Islams und seiner Anhänger ins Feld geführt werden. Zu unguter Letzt erinnert die Annahme der Initiative an Max Frischs Diktum «Man holte Arbeitskräfte, aber es kamen Menschen.» Und mit den Menschen deren Kultur – und deren Religion. Anders als deren billige Arbeitskraft scheint die aber nicht willkommen.

Ein später Triumph für den Schwarzenbach-Sekretär Schlüer. Und ein Armutszeugnis für die Stimmberechtigten in der Schweiz.

PS: Die Annahme der Initiative erfolgte nach meiner Beobachtung überall dort besonders deutlich, wo man Muslime nur aus den Medien und der Abstimmungspropaganda der Verbots-Befürworter kennt. Und das ist es, was mich am nachdenklichsten stimmt. So sagten in Appenzell Innerrhoden (wo das Stimmrecht für Frauen anfangs der 90er Jahre vom Bundesgericht erzwungen werden musste) unglaubliche 71.4% der Abstimmenden ja zu dieser Vorlage.

PPS: Sollten gewisse junge Fussballer, etwa Haris Seferovic, nach Annahme dieser Initiative weniger Lust verspüren, weiter für die Schweiz gegen den Ball zu treten, wäre ich nicht überrascht. Viele der Stimmberechtigten, die soeben den Muslimen an der Urne eine Ohrfeige verpasst haben, würden aber mit Garantie empört aufheulen. Sollen sie.

Donnerstag, 26. November 2009

Neues aus der Velomuster-Stadt

Winterthur gilt unter den Schweizer Städten noch immer als Musterschüler, was die Förderung des Veloverkehrs betrifft. Warum, ist mir wirklich ein Rätsel.

Schon seit Jahren mangelt es am Winterthurer Hauptbahnhof akut an Abstellplätzen für Fahrräder. Dies hat nicht selten zur Folge, dass man morgens seine liebe Mühe hat, noch ein Plätzchen für den Drahtesel zu finden – und aufm Rückweg unter Umständen kaum an selbigen heran kommt. Das Problem ist bekannt, man hat sich irgendwie damit arrangiert und rechnet seitens der SBB schon gar nicht mehr mit Verbesserungen. Auf der Seite des Altstadt hat die Stadt Winterthur die famosen, zweistöckigen Veloständer aufgestellt, aber auf der Rückseite des Bahnhofs sucht man vergebens nach einem Ausbau der Kapazitäten.

Was sich die SBB aber heute erlaubt hat, geht eindeutig ein paar Schritte zu weit. So viel vorweg: Leider gibt’s auch unter den Velofahrern rücksichstlose Arschgeigen, die ihre Velos so hinstellen, dass die Fussgänger kaum noch vorbei kommen. Offensichtlich wars heute aus der Sicht der SBB mal wieder Zeit, ein Exempel an den velofahrenden Zugpendlern zu statuieren. Also wurden alle wild abgestellten Räder auf einer kleinen Fläche zusammen gepfercht – verschachtelt und auf eine derart lieblose Art und Weise, die Schäden an Lack und Anbauteilen fast schon zwingend nach sich zieht.

Dummerweise haben die SBB-Mitarbeiter die ganzen körbchenbewehrten Rostlauben auf korrekt abgestellte Fahrräder geschmissen, die dort jeden Tag stehen. Denn mit etwas Geschick kommt man mit dem Velo gerade so zwischen Geländer und Selecta-Automat vorbei – und findet dann auf dem Sprickel zwischen Gleisen und Unterführung einen Abstellplatz. Einen nota bene, der niemanden in irgend einer Art behindert. Genau diesen Platz hat sich nun aber die SBB für ihre kleine Strafexpedition ausgesucht. Und damit Leute mitbestraft, die keinen Zusatzaufwand scheuen, um anderen NICHT zur Last zu fallen.

Und zuhinterst, hinter (zum Glück für die SBB nicht unter...) einem wilden Mikado-Haufen aus Fahrrädern, stand mein Renner – immerhin stand er noch, aber eine Pedale eines anderen Velos hatte sich bereits im Vorderrad verkeilt. An mein Velo kam ich nur balancierend heran, eine Hand am Geländer, worauf ich es auch noch über das Geländer heben und wieder zurück balancieren musste. Am liebsten wär ich gleich zu den Verantwortlichen der SBB gegangen, um ihnen alle Schande zu sagen. Aber mit Frischwaren im Rucksack hab ich mich dann doch gleich auf direktem Wege heim begeben.

Fazit: Wenn Winterthur der Musterschüler in Sachen Fahrradförderung sein soll, dann ist die ganze Schweiz eine Spez. Und Winterthur der Spez-Primus, der sich schon viel zu lange auf seinen gammligen Lorbeeren ausruht. Die SBB sollte sich überlegen, ob man so mit einem Teil der eigenen Kunden umgehen soll – und vor allem sollten SBB-Mitarbeiter sich davor hüten, eins meiner Fahrräder mit ihren Griffeln anzurühren. Dann gibt’s nämlich richtig Rabatz.