Sonntag, 7. Dezember 2008

Taiwan at Night – these cities never sleep

Inzwischen bin ich wieder in der Schweiz. Aber noch warten eine Menge Bilder darauf, bearbeitet, kommentiert und hier aufm Blog aufgeschaltet zu werden.

Den Auftakt machen Impressionen aus den Nächten in Taiwan. Als seriöse Journalisten haben wir selbstverständlich darauf geachtet, genügend Schlaf zu bekommen. Schliesslich sah das Programm zweimal eine Abfahrt vom Hotel kurz nach sieben Uhr vor – also hiess es, rechtzeitig aus den Federn zu kommen.

Nix Prater: Auch Taipeh hat ein nachts beleuchtetes Riesenrad zu bieten - eine volle Umdrehung dauert übrigens 17 Minuten. In Taipeh ist eben vieles etwas grösser.

Aber nach manch opulentem Abendmahl schien es zumindest der «jungen» Fraktion der Schreiberlinge (also Chris aus Manchester (BikeBiz), Brad aus Sidney (Australian Mountain Bike) und meine Wenigkeit) jeweils angebracht, noch einen Abendspaziergang einzulegen. Und sich bei dieser Gelegenheit gleich noch die Stadt genauer anzuschauen.

Immer schön den Lichtern nach: Wo's leuchtet, sind Ladenlokale nie weit.

Berufsbedingt durften dabei Kameras nie fehlen, wobei sich meine Cybershots im Vergleich zu den digitalen Spiegelreflex-Teilen der Kollegen etwas bescheiden ausnahm. Aber: Oft macht man mit so einer kleinen Kamera die besseren Bilder – weil sie immer dabei und somit griffbereit ist. Die so entstandenen Impressionen möchte ich den Besuchern meines Blogs nicht vorenthalten.

Prepare to dine excellently - zumindest, wenn man keine Scheu vor rohem Fisch hat.

Los geht’s mit Impressionen vom Dienstag Abend, als uns die Handelskammer Taiwan zum Abendessen ins Lokal «Shintori» in Taipeh einlud. Dieses japanische Speiserestaurant der obersten Kategorie verbindet klassische Zutaten mit Nouvelle Cuisine-Elementen. Am meisten überrascht aber das schnieke und konsequent durchgezogene Design-Konzept, das bereits am Eingang beginnt.

Zuerst brauchts Zielwasser, ehe das Mundwasser fliessen kann:
Der Türöffnungs-Mechanismus des «Shintori».

Denn die schwarze Metalltür weist weder Klingel noch Türklinke auf. Statt dessen muss man mit einem Schotterstein eine Aussparung oben auf einem Steinquader treffen, um eine darin eingebaute Lichtschranke auszulösen – Sesam öffne Dich. Drinnen dominieren dann die Farbe Schwarz, schlichte kubische Formen und indirektes Licht. Nur die Speisen und die Flaschen über der Bar werden direkt beleuchtet. Dadurch entsteht im Lokal ein Gefühl der Geborgenheit und Intimität. Jeder Tisch wird zu einer Insel, auf der kulinarische Genüsse im Zentrum stehen.

Ein Blick aufs Hotel «Splendor», wo wir eine Nacht verbringen durften.

Weiter ging es nach Taichung, der drittgrössten Stadt Taiwans, wo wir eine Nacht im «Splendor» verbrachten – einem überaus edlen 5-Sterne-Hotel, das in einem Hochhaus untergebracht ist. Lobby und Ess-Saal befinden sich im 12. Stock, mein Zimmer war aufm 20. Stockwerk. Für ein angemessenes Panorama war also gesorgt, wie der Schnappschuss vom kommenden Morgen zeigt.

Sleeping at the Top of the World - oder zumindest von Taichung. Blick aus dem Hotelzimmer.

Was in Taichung sofort auffiel, war die komplette Liberalisierung der Ladensöffnungszeiten: Nicht nur normale Läden oder die Luxus-Shoppingmall Sogo haben bis weit in den Abend geöffnet.

In Taichung's Sogo gibts alles, was teuer bis unbezahlbar und dazu edel ist.

Um halb Zwölf lassen sich Einheimische noch die Haare schneiden oder die Fussreflexzonen massieren. Und auch der Kauf von Immobilien scheint um diese Zeit noch möglich – zumindest war in den Agenturen noch Betrieb.

Die KTV-Filialen bringen einen Hauch von Las Vegas in Taichungs Strassen.

Zudem bieten zahllose kleine Läden, manchmal auch auf fahrbaren Untersätzen montiert, alle möglichen (und manch unmögliche) Speisen an. Worauf wir jeweils dankend verzichteten, weil wir ohnehin schon überfressen waren. Für einen Hauch von Las Vegas sorgten verschiedene KTV-Filialen. Hier entspannen sich die Einheimischen beim Trinken und Karaoke-Singen.

Oder doch eher einen Hauch von Holland? Oder vom Moulin Rouge? Hauptsache Neon!

Offensichtlich ist auch das horizontale Gewerbe in diesen Lokalen aktiv, denn wir wurden von zwei Vorstadt-Luden auf dem Gehsteig darauf angesprochen: «Hey guys, wanna drink? Drugs? Sex? Come to KTV!» Ein Angebot, das wir dankend (und lachend) ablehnten, zumal wir ob so viel Direktheit von Seiten der oft zurückhaltenden Asiaten doch etwas überrascht waren.

Ganz auf Neoklassik macht der Eingangsbereich des «Agora Garden».

Tags drauf waren wir abends wieder in Taipeh, wie zu Beginn der Woche im Hotel «Agora Garden». Nach dem Abendessen in einem der hauseigenen Restaurants (nach einer Woche asiatischen Essens entschieden wir uns für mediterran-französische Küche) machten sich Brad und ich nochmals auf in die Stadt, während Chris bereits die Waffen streckte: Er musste am nächsten Morgen schon um 4:30 Uhr mit dem Shuttle zum Flughafen.

Hinter Weihnachtspalmen ragt der höchste Bambus der Welt in den Himmel.

Trotz Bewölkung und Windböen präsentierte sich der 101-Tower im Dunkeln nochmals imposanter als bei Tageslicht – wie eine enorme Steinsäule ragt das Teil in den Himmel.

Nix Photoshop - aber ein Modell der Freiheitsstatue aufm Gehsteig.

Die Dimensionen sind so überwältigend, dass Brad nur noch wiederholt und in breitestem Ozzie-Akzent stammelte: «Man, that tower is just so wrong.» Und: Das Teil wird nur noch atemberaubender, je näher man ihm kommt. Wahrlich ein Irrsinns-Bauwerk auf einer Insel, die von regelmässigen Taifunen und Erdbeben geplagt ist.

Umso imposanter, je näher man ihm kommt: Taipeh's 101-Tower.

Unser Entschluss stand auf jeden Fall schon fest: Am kommenden Tag wollten wir der Aussichtsplattform auf über 400 Metern Höhe noch einen Besuch abstatten. Für diesen Tag mussten einige Bilder bei voll aufgedrehter ISO-Einstellung reichen. Statt dessen machten wir uns auf, um einen von Taipehs legendären Nachtmärkten zu finden, wo man so ziemlich alles kaufen kann, was es für Geld gibt.

The city never sleeps - neither do these friggin Scooter-drivers.

Also galt es, ganzen Horden von Scooterfahrern auszuweichen und aus dem für Nachtmärkte schlicht zu edlen und teuren Tradecenter-Geviert um den 101-Tower weg zu kommen. Und sieh an: Nur wenige hundert Meter nach dem Samsonite-Flagship-Store standen wir in einer schmalen Seitengasse, in der das Leben überzukochen schien.

Asien's Antwort auf Chips und Popcorn: Hühnerkrallen zum Knabbern.

Die Passanten drängten dicht an dicht aneinander vorbei, alle möglichen und auch einige sehr unmögliche Gerüche nahmen die Nase in Beschlag. Und inmitten des Gewusels wurden auch Spezialitäten angeboten, auf die wir dankend verzichteten. Chicken claws, anyone? Kurz nach Mitternacht setzte ein ganz leichter Sprühregen ein: Das reichte, um den Strassenmarkt innert zehn Minuten weit gehend zum Verschwinden zu bringen. Nur zwei langhaarige Gestalten, die an einem kleinen Stand allerlei Kiffer-Accessoires verkauften, machten keinerlei Anstalten, ihre Auslage wegzuräumen. Takin it easy, ey?

1 Kommentar:

  1. An dieser Stelle möchte ich mich für die virtuelle reise und den sensationellen Kommentar dazu bedanken. Der Bericht ist hervorragend. Auf die Hühnerkrallen hätte auch ich verzichtet ;)

    Gruss Leo

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